25.07.2014
Bakterien mit Viren bekämpfen zu wollen, das hört sich zunächst so an, als wolle man den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Doch es scheint möglich. Europäische Forscher haben herausgefunden, wie genau bestimmte Viren dieses Kunststück vollführen, und hoffen, dass sich mithilfe dieser Erkenntnis eine Alternative zu herkömmlichen Antibiotika entwickeln lässt.
Im Fokus der Wissenschaftler stand eine bestimmte Gruppe von Viren. Diese infizieren nur Bakterien und werden Bakteriophagen, "Bakterienfresser", genannt. Einmal im Inneren des Bakteriums angekommen, übernehmen sie dort das Kommando und bedienen sich der Werkzeuge des Bakteriums, um sich selbst zu vermehren. Wenn sie genug sind, starten sie einen Angriff auf die Zellwand der Bakterien. Dabei destabilisieren sie die Hülle so stark, dass diese dem inneren Druck der Zelle irgendwann nicht mehr standhalten kann und das Bakterium explodiert. Nun können die Viren ausschwärmen und neue Bakterien befallen und zugrunde richten.
Die Forscher unter der Leitung von Rob Meijers vom European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Hamburg konnten nun entschlüsseln, wie genau Bakteriophagen die Zellwand der Bakterien beschädigen. Demnach bringen die Viren spezielle Enzyme, welche die Zellwand zerstören und Endolysine genannt werden, dazu, ihre Form zu ändern. Die Endolysine gehen dabei von einem inaktiven Warte-Modus in eine aktive Form über und beginnen, die Zellwand aufzulösen.
Bei seinen Untersuchungen hatte das Team um Meijers ein Bakterium im Blick, das den Namen Clostridium difficile trägt. Dabei handelt es sich um einen Keim, mit dem viele Krankenhäuser und Kliniken wegen seiner Resistenz gegenüber einer Vielzahl von Antibiotika zu kämpfen haben. Die Wissenschaftler hoffen, mit ihren Erkenntnissen diese Resistenzen nun umgehen zu können. Möglicherweise ließen sich effektive und ganz spezifisch angreifende Bakteriophagen entwickeln, die im Kampf gegen Bakterien helfen könnten, so die Forscher.
HH/FH