02.12.2015
Der Blinddarm gilt vielen als lästiges Relikt aus einer anderen Zeit, das nur dann auffällt, wenn er Ärger macht. Neue Erkenntnisse deuten jetzt darauf hin, dass der kleine Wurmfortsatz vielleicht doch nicht so unnütz sein könnte, wie bisher gedacht.
Der Blinddarm scheint eine entscheidende Rolle dabei zu spielen, die Gesundheit des Verdauungstrakts aufrechtzuerhalten. Dabei helfen ihm bestimmte Immunzellen, die sogenannten angeborenen lymphoiden Zellen. Das berichten Forscher aus Australien und Frankreich in der Fachzeitschrift Nature Immunology. „Wir haben herausgefunden, dass diese Zellen Teil eines vielschichtigen Abwehrsystems an Immunzellen sind, das in gesunden Menschen existiert“, sagt Professor Gabrielle Belz vom Walter and Eliza Hall Institute in Melbourne. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem seien die angeborenen lymphoiden Zellen besonders wichtig, weil sie vor bakteriellen Infektionen schützen. Anders als andere Immunzellen überstehen sie im Darm z.B. Krebsbehandlungen, die andere Immunzellen ausradieren.
Ihre Schutzfunktion erstreckt sich der Studie zufolge auch auf den Blinddarm. Kommt es zu einer bakteriellen Infektion, wird der Blinddarm offenbar durch diese Zellen vor Schäden und Entzündungen geschützt, wodurch er zu einer Art Reservoir für „gute“ Darmbakterien wird. Dies könne dem Blinddarm dabei helfen, solche Bakterien, zum Beispiel nach einer Nahrungsmittelvergiftung, wieder neu in der Bakteriengemeinschaft des Darms anzusiedeln, glauben die Forscher.
Die Entfernung des Blinddarms ist hierzulande einer der häufigsten chirurgischen Eingriffe. Der Studie zufolge sollte man jedoch überdenken, ob der Blinddarm für die Gesundheit tatsächlich so irrelevant ist, wie bisher angenommen wird, geben die Forscher zu bedenken. Darüber hinaus müsse die Rolle der angeborenen Immunzellen im Darm noch besser erforscht werden. So sei bekannt, dass diese Abwehrzellen auch bei allergischen Erkrankungen, wie Asthma, entzündlichen Darmerkrankungen und Schuppenflechte eine Rolle spielen.
HH