PZ/NK
|
20.05.2021
Im Sommer 2018 wurden in Medikamente mit dem blutdrucksenkenden Mittel Valsartanbeträchtlichen Mengen an Nitrosaminen (NDMA und NDEA) gefunden. Viele Patienten waren damals verunsichert, ob die teils jahrelange Einnahme möglicherweise verunreinigter Medikamente ihnen geschadet haben könnte, denn Nitrosamine werden als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Vermutlich gelangten Nitrosamine schon ab dem Jahr 2012 in manche Produkte.
Erste Registerdaten aus Dänemark lieferten 2018 keinen Hinweis auf ein kurzfristig erhöhtes Krebsrisiko. Und auch knapp drei Jahre später sieht es deutschen Krankenkassendaten zufolge insgesamt gut aus: Eine Studie des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) kam zu dem Schluss, dass es kein erhöhtes Krebsrisiko durch die verunreinigten Medikamente gibt. „Ein erhöhtes Risiko für Krebs insgesamt wurde im untersuchten Zeitraum weder für eine dreijährige Langzeitanwendung festgestellt, noch in Abhängigkeit der Dosierung“, betont das BfArM. Für die Studie wurden die Daten von mehr 25 Millionen AOK-Versicherten analysiert. Die Originalarbeit erschien im „Deutschen Ärzteblatt“.
Allerdings stellten die Forscher ein „statistisch signifikantes, wenngleich auch gering erhöhtes Risiko“ für Leberkrebs fest. Das bedeutet eine relative Risikoerhöhung um 16 Prozent. Ein direkter Zusammenhang lasse sich hieraus aber noch nicht ableiten und muss weiterhin erforscht werden, so das BfArM. Da Leberkrebs als wahrscheinlichste Krebsart zu erwarten wäre, hatten die Forscher hierauf ein besonderes Augenmerk gelegt. Auch andere potenzielle Langzeiteffekte durch NDMA-verunreinigtes Valsartan sollen weiter sorgfältig beobachtet werden. Zu mittel- und langfristigen Krebsrisiken lassen sich derzeit noch keine Aussagen machen.
Die Studie untersuchte die Daten aller bei der AOK versicherten Patienten, die zu Beginn des Jahres 2012 vierzig Jahre oder älter waren und mindestens ein Rezept für Valsartan zwischen 2012 und 2017 eingelöst hatten. Das waren 781.000 Personen. Dabei wurde anhand berücksichtigt, ob es sich um ein verunreinigtes Präparat handelte. Zentraler Endpunkt innerhalb der Studie war laut BfArM eine neu aufgetretene Krebsdiagnose, die nach der Valsartan-Verschreibung erfolgte.
DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0129