10.04.2018
Viele Brustkrebstherapien können das Herz schädigen. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg haben nun jedoch herausgefunden: Die Gefahr für Brustkrebspatientinnen, nach einer Strahlen- oder Chemotherapie an einer Herzerkrankung zu versterben, ist nicht größer als bei der durchschnittlichen Bevölkerung. Ein gutes Risikomanagement in den Kliniken sowie engmaschige Kontrollen scheinen die erhöhten Risiken aufzufangen.
„Klinische Studien deuten darauf hin, dass sowohl Chemotherapie als auch Strahlentherapie mit dem Risiko einhergehen, in Folge eine Herzerkrankung zu erleiden“, sagt Hermann Brenner vom DKFZ. Über die tatsächlichen Risiken war jedoch bislang wenig bekannt. Die DKFZ-Forscher hatten für ihre Studie Daten von knapp 350.000 Patientinnen aus US-amerikanischen Krebsregistern ausgewertet. Die Frauen waren in den Jahren 2000 bis 2011 an Brustkrebs erkrankt und daraufhin mit einer Strahlen- oder Chemotherapie behandelt worden. Die Wissenschaftler verglichen die Daten der Patientinnen mit Daten zur weiblichen Durchschnittsbevölkerung und kamen zu dem eindeutigen Ergebnis: Die Gefahr, langfristig an einer Herzerkrankung zu versterben, ist nach einer Brustkrebsbehandlung nicht größer. Das gilt für Chemotherapien ebenso wie für Bestrahlungen.
Zum Teil lasse sich der Effekt vermutlich auf ein gutes Risikomanagement in den Kliniken zurückführen. Dabei wird das individuelle Risiko einer Patientin, wegen der Brustkrebsbehandlung eine Herzerkrankung zu erleiden, bereits bei der Auswahl der geeigneten Therapie berücksichtigt. Engmaschige Kontrollen im Verlauf der Behandlung ermöglichen zudem, Nebenwirkungen auf das Herz frühzeitig zu erkennen, die Krebstherapie entsprechend anzupassen sowie eine mögliche Herzerkrankung rasch zu behandeln.
„Das Ergebnis unserer Studie werten wir als sehr positiv für die Behandlung von Brustkrebs“, fasst Brenner zusammen. Es zeige, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis für die meisten Patientinnen stimmt. „Insbesondere ist es aber eine sehr gute Nachricht für die große Zahl der betroffenen Patientinnen, dass sie sich bei einer guten medizinischen Betreuung und nach überstandener Brustkrebserkrankung nicht mehr Sorgen bezüglich tödlicher Herzerkrankungen machen müssen, als Frauen gleichen Alters ohne Brustkrebs.“
NK