02.03.2012
Cannabis hat sich als viel versprechendes Mittel gegen Schmerzen und Krämpfe bei diversen Erkrankungen wie zum Beispiel der Multiplen Sklerose erwiesen. Sein Einsatz wird aber durch die Nebenwirkungen begrenzt. So stört der im Cannabis enthaltene Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) das Arbeitsgedächtnis. Das liegt jedoch nicht daran, dass das THC die Nervenzellen stört.
Eigentlich ist das Ergebnis ein Zufallsprodukt. Die Forscher des Institut national de la santé et de la recherche médicale (INSERM) in Frankreich und der Universität Ottawa in Kanada untersuchten Bindungsstellen für Cannabis-ähnliche Substanzen im Gehirn. Diese Cannabinoid-type-1-Rezeptoren (CB1R) sprechen sowohl auf THC als auch auf natürliche Signale des Hirnstoffwechsels an und sind im Gehirn sehr verbreitet.
Ihre Tests führten die Wissenschaftler mit Mäusen durch, denen die CB1R-Strukturen auf den sogenannten Astrozyten fehlen. Diese Zellen wurden bisher für die Ernährung und Flüssigkeitsregulation der Nervenzellen verantwortlich gemacht. Dabei zeigte sich, dass bei diesen Mäusen die typischen Verminderungen des Arbeitsgedächtnisses nach THC-Konsum nicht auftraten. Bei Mäusen, denen die CB1R auf anderen Nervenzellen fehlten, traten hingegen die erwarteten Gedächtnisverluste auf. Das – so die Forscher – sei ein Zeichen dafür, dass die Beeinträchtigung des Arbeitsgedächtnisses eher auf eine THC-Wirkung auf die Astrozyten zurückzuführen ist als auf eine direkte Wirkung auf andere Nervenzellen.
Über 100 bis 150 Jahre lang sei man davon ausgegangen, dass Astrozyten die Nervenzellen lediglich ernähren. Sie könnten jedoch eine weit größere Rolle in Denk- oder Gedächtnisprozessen spielen als bisher angenommen. Durch weitere Forschungen hoffen die Experten, die Eigenschaften der Astrozyten und der CB1R genauer kennenzulernen. Das soll ermöglichen, eines Tages die positiven Effekte von Cannabis nutzen zu können, ohne einen Gedächtnisverlust zu riskieren.
KK