05.07.2013
Die Arbeitsbelastung vieler Chirurgen ist extrem hoch. Müdigkeit, mangelnde Konzentration, Depressionen und Burn-out können die Folgen sein. Um dem etwas entgegenzusetzen, greifen sie häufiger zu leistungssteigernden Pillen als bisher angenommen.
Dass Chirurgen versuchen, mit illegalen und verschreibungspflichtigen Medikamenten ihre geistige Leistungsfähigkeit sowie ihre Stimmung zu verbessern, scheint ein bislang unterschätztes Phänomen zu sein. Zu diesem Schluss kommen Forscher aus Mainz und Tübingen nach Auswertung von zwei verschiedenen Befragungsmethoden: Einer herkömmlichen sowie einer neuen Technik, der Randomized Response Technique (RRT). Diese garantiert den Befragten ein sehr hohes Maß an Anonymität.
Bei der normalen Befragung gaben 8,9 Prozent der Chirurgen zu, mindestens einmal in ihrem Leben zu verschreibungspflichtigen oder illegalen Mitteln gegriffen zu haben, um die geistige Leistungsfähigkeit zu steigern. Bei der RRT-Methode lag die Rate zweieinhalbmal höher. Demnach war mehr als jeder fünfte Chirurg schon einmal der Versuchung erlegen, der eigenen Konzentration, Aufmerksamkeit und Wachheit mit solchen Mitteln nachzuhelfen. Noch größer war der Unterschied zwischen den zwei Befragungstechniken bei Fragen zur Verwendung von Antidepressiva. Während in der normalen Befragung 2,6 Prozent der Chirurgen angaben, schon einmal Mittel gegen Depressionen eingenommen zu haben, stieg die Rate bei hoher Anonymität auf über 15 Prozent an.
Die Forscher aus Mainz sehen diese Ergebnisse mit Besorgnis. Die Einnahme von einigen dieser Mittel könne abhängig machen und dazu führen, dass Ärzte ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen, schreiben sie im Fachblatt BMC Medicine. Es sei daher wichtig, Ärzten während der Ausbildung Bewältigungsstrategien für Stress zu vermitteln.
HH