Dr. Karen Zoufal
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09.03.2021
Die neuen Impfstoffe enthalten die Erbinformation für das Spike-Protein, ein Merkmal des SARS-CoV-2-Virus, das sich auf dessen Oberfläche befindet. Wie bei einer natürlichen Infektion ist dieses Protein das Ziel der Immunantwort. Einige Social-Media-Posts führten eine Ähnlichkeit zwischen dem Spike-Protein und einem in der Plazenta gefundenen Protein namens Syncytin-1 als Begründung für die Behauptung an, die Impfung könne unfruchtbar machen.
Experten sind sich einig, dass die Ähnlichkeit nicht ausreicht, um eine Autoimmunantwort hervorzurufen, denn alle Proteine bestehen aus langen Ketten, die in bestimmte räumliche Strukturen gefaltet sind. Professorin Catherine Thornton von der Swansea University erklärt: „Damit Antikörper Syncytin-1 fälschlicherweise als SARS-CoV-2 erkennen, müssten die Ketten im dreidimensionalen Molekül auf ausreichend ähnliche und zugängliche Weise zusammengeballt werden – was sie nicht sind.“
RNA befindet sich in allen menschlichen Zellen, ist also ein ganz natürlicher Bestandteil des Körpers. Dr. Lee Riley von der University of California erläutert: „RNA-Stücke [aus dem Impfstoff] werden an der Injektionsstelle schnell abgebaut. Es besteht keine Chance für die RNA, in andere Körperteile zu gelangen und die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen.“
Keine Hinweise auf Unfruchtbarkeit oder Komplikationen in der Schwangerschaft
Man weiß bereits, dass Antikörper gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 die Plazenta nicht angreifen, denn bei Neugeborenen wurden Antikörper gegen SARS-CoV-2 gefunden. Diese wurden von den Müttern durch die Plazenta auf die Babys übertragen, als sie während der Schwangerschaft infiziert wurden (aponet.de berichtete).
Für keinen der zugelassenen Covid-19-Impfstoffe wurde in Tierversuchen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit festgestellt. Daten aus klinischen Studien am Menschen, die speziell die Wirkung von Covid-19-Impfstoffen auf die Fruchtbarkeit untersuchen, gibt es bisher nicht, denn schwangere Frauen und Frauen mit Kinderwunsch wurden von den Zulassungsstudien ausgeschlossen. „Der Ausschluss beruhte nicht auf bestimmten theoretischen Sicherheitsbedenken, sondern auf besonderen Vorsichtsmaßnahmen, die allgemein in Impfstoffversuchen beachtet werden", erklärt der Impfstoff-Experte Dr. William Hausdorff aus Washington. Trotzdem kam es in den Zulassungsstudien der bisher eingesetzten Impfstoffe zu 53 Schwangerschaften. In keiner gab es Hinweise darauf, dass die Impfstoffe einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit oder die Schwangerschaft hatten.