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29.04.2024
Die sogenannte „kleine Darmspiegelung“ (flexible Sigmoidoskopie) ist weniger aufwändig, aber auch nicht so aussagekräftig wie eine richtige Darmspiegelung, auch bekannt als Koloskopie. Doch ihr Wert für die Früherkennung wird stark unterschätzt, haben Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) festgestellt.
Eine Sigmoidoskopie zwischen 55 und 64 Jahren kann fast zwei Drittel der Krebserkrankungen im Mastdarm und im unteren Teil des Dickdarms verhindern, berichten die Forschenden in dem Fachblatt „European journal of epidemiology“. Herausgefunden haben sie dies, indem sie sich die Ergebnisse aus zwei großen Langzeitstudien erneut betrachteten. Hermann Brenner vom DKFZ berichtet: „Unsere Analyse spricht für eine deutlich größere präventive Wirksamkeit, als es die Originalpublikationen nahelegen. Sie untermauert die Effektivität auch der Sigmoidoskopie in der Darmkrebsvorsorge.“
Bisher hatte man angenommen, dass sich nur etwa 20 bis 30 Prozent der Erkrankungen durch eine Sigmoidoskopie verhindern lassen. Das lag daran, dass bei der Auswertung in den bisherigen Untersuchungen anders gezählt wurde: Es wurden auch bestehende, aber noch unentdeckte Krebserkrankungen erfasst. Betrachtet man hingegen nur die vermiedenen Erkrankungen, so fällt das Ergebnis deutlich besser aus.
Und der Effekt könnte in der Realität sogar noch größer sein: Viele Menschen lassen keine Darmspiegelung durchführen, weil sie die Vorbereitung mit der kompletten Darmentleerung scheuen. Bei der Sigmoidoskopie ist das nicht nötig. „Das ist ein wichtiger Aspekt mit Blick auf die Akzeptanz. Würde man die Sigmoidoskopie als weitere Option für die Darmkrebsvorsorge anbieten, würden wahrscheinlich deutlich mehr Menschen die Darmkrebsvorsorge nutzen“, gibt Brenner zu bedenken.
Quelle: DOI 10.1007/s10654-024-01120-w