SeniorenGesundheit

Demenz lässt sich am Kontostand ablesen

Dr. Karen Zoufal  |  04.12.2020

Schon sechs Jahre vor einer Demenz-Diagnose können bei Betroffenen „finanzielle Symptome“ auftreten. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, in der Forscher Mahngebühren und Kreditzinsen ausgewertet und auf Zusammenhänge mit Demenz-Diagnosen hin untersucht haben.

Kontoauszug mit Münzgeld auf einem Tisch.
Schon Jahre vor einer Demenz-Diagnose kann das Begleichen von Rechnungen Probleme bereiten.
© jojoo64/iStockphoto

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Versäumnisse beim Begleichen von Routinerechnungen Anzeichen einer Demenz sein können. Die Studie zeigte auch, dass dies bei Menschen mit einem niedrigen Bildungsniveau schon sieben Jahre vor einer klinischen Diagnose auftrat, und damit deutlich eher als bei Personen mit höherem Bildungsstatus, bei denen dies erst 2,5 Jahre vorher der Fall war. Ihre Ergebnisse haben die Forscher bei „JAMA Internal Medicine“ veröffentlicht.

Die Analyse ergab weiter, dass das Risiko für einen Zahlungsverzug in den sechs Jahren vor der Demenz-Diagnose um fünf Prozent erhöht war, während es neun Monate nach der Diagnose ein Maximum von 18 Prozent erreichte. Die erhöhte Rate „finanzieller Symptome“ hielt durchschnittlich mehr als drei Jahre an, nachdem die Diagnosen gestellt wurden, was andeutet, dass die Betroffenen Unterstützung bei der Verwaltung ihres Geldes benötigen.

Um festzustellen, ob die beobachteten finanziellen Auffälligkeiten nur für Demenz typisch sind, verglichen die Forscher sie auch mit dem Auftreten anderer Erkrankungen wie Arthritis, Glaukom, Herzinfarkt und Hüftfrakturen. Sie fanden aber keine Zusammenhänge zwischen Zahlungsversäumnissen und den Diagnosen dieser Erkrankungen. „Wir sehen bei anderen Krankheiten nicht das gleiche Muster. Demenz war die einzige Krankheit, bei der wir konsistente finanzielle Symptome sahen, insbesondere eine lange Zeit der Verschlechterung der Ergebnisse vor der klinischen Diagnose“, sagte Studienautorin Prof. Dr. Lauren Hersch Nicholas von der Abteilung für Gesundheitspolitik und ‑management an der Bloomberg School in Baltimore.

DOI: 10.1001/jamainternmed.2020.6432

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