29.12.2011
Entgegen der landläufigen Meinung der "langsamen Alten" sind Senioren in vielen Denkaufgaben genauso schnell wie junge Menschen. Das hat eine Untersuchung der Ohio State University in Columbus, USA, ergeben. Dass sie für manche Entscheidungen mehr Zeit benötigen, hat nicht unbedingt etwas mit einer verringerten Hirnleitung zu tun.
Bei einigen Denkaufgaben brauchen Kinder und Senioren für ihre Entscheidung länger als junge Erwachsene. Viele Menschen meinen, das habe mit einer verlangsamten Informationsverarbeitung im Gehirn zu tun. Bei alten Menschen würde die Geschwindigkeit der Denkprozesse einfach abnehmen. In ihrer Untersuchung konnten die Wissenschaftler zeigen, dass ältere Menschen ihre Entscheidungen nur so langsam treffen, um Fehler zu vermeiden. In vielen Aufgaben schnitten 70-Jährige keinesfalls schlechter ab als 25-Jährige.
In ihrer Studie haben die Wissenschaftler Kinder, junge Erwachsene und Senioren mit verschiedenen Denkaufgaben konfrontiert. In einem Test mussten die Testpersonen an einem Computerbildschirm schnell entscheiden, ob eine eingeblendete Zahl eher eine kleine Zahl zwischen 31 und 50 oder eine große Zahl zwischen 51 und 70 ist. Dazu mussten sie bestimmte Tasten auf der Tastatur drücken. In einem weiteren Test wurden ihnen Buchstabenfolgen gezeigt, bei denen sie entscheiden mussten, ob es sich um ein englisches Wort handele oder um eine sinnlose Buchstabenreihe.
Bei den Kindern entsprachen die Testergebnisse den Erwartungen: Sehr junge Kinder waren langsamer und machten mehr Fehler als Erwachsene. Je älter die Kinder wurden, desto schneller und sicherer nannten sie die richtigen Ergebnisse. Im Gegensatz dazu zeigte sich, dass Senioren nicht unbedingt langsamer arbeiteten als junge Erwachsene. Bei ihnen sank mit dem Alter zwar die Antwortgeschwindigkeit, dafür nahm aber die Treffergenauigkeit zu. Zudem konnten die Senioren ihre Antwortgeschwindigkeit trainieren: Je länger sie sich mit den Aufgaben beschäftigten, desto schneller reagierten sie – ohne dass ihre Fehlerquote stieg. Sogar bei den 85- bis 90-Jährigen blieb die hohe Genauigkeit erhalten. Den Forschern zufolge müsse man sich von der Ansicht verabschieden, dass das Hirn im Alter auf allen Gebieten weniger leistungsfähig wird. Viele Dinge könnten Senioren mindestens genauso gut wie junge Erwachsene.
KK