PZ/NK
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04.02.2021
Bei Infekten kann der Blutzucker bei Patienten mit Diabetes entgleisen, das ist keine Seltenheit. Das gilt auch für Covid-19. Neu ist allerdings die Erkenntnis, dass das Coronavirus auch bei Nicht-Diabetikern den Zucker in die Höhe treiben und möglicherweise sogar Diabetes mellitus auslösen kann, wie Forscher um Dr. Janis A. Müller im Fachjournal „Nature Metabolism“ berichten.
In ihren Untersuchungen haben die Forscher Gewebe der Bauchspeicheldrüse mit SARS-CoV-2 in Kontakt gebracht und dabei herausgefunden, dass sich die insulinproduzierenden Betazellen mit dem Virus infizieren. Die Untersuchungen zeigten zudem, dass sich infiziertes insulinproduzierendes Gewebe in Form und Funktion entscheidend verändert. Daher sei es wenig überraschend, dass die Ausschüttung des Blutzuckerspiegel-regulierenden Hormons gestört war. Bei Autopsien an verstorbenen Covid-19-Patienten zeigten sich ebenfalls SARS-CoV-2-Infektionen der Bauchspeicheldrüse. Das Überraschende: Selbst nachdem in der Lunge keine Virusproteine mehr zu finden waren, konnten diese in der Bauchspeicheldrüse noch nachgewiesen werden, und dies bei unterschiedlich langen Krankheitsverläufen.
Ob Covid-19 bei stoffwechselgesunden Menschen zu Diabetes führen kann, muss noch in weiteren Studien untersucht werden. Es gibt jedoch bereits Einzelfälle, die darauf hindeuten: So hatten Forscher der Universität Kiel im September 2020 über einen 19-jährigen Mann berichtet, der nach einer SARS-CoV-2-Infektion an Diabetes erkrankt war. Ob die Erkrankung im Zusammenhang mit der Infektion steht, ist aber noch nicht klar.
Quellen:
DOI 10.1038/s42255-021-00347-1
DOI 10.1038/s42255-020-00281-8