26.01.2018
In Baden-Württemberg und im Saarland wurden diese Woche Pilotprojekte mit digitalen Rezeptsammelstellen in den Gemeinden Neidlingen (BaWü) und Heusweiler-Kutzhof (Saarland) in Betrieb genommen. Beide Modelle haben das Ziel, die Arzneimittelversorgung im ländlichen Raum schneller und einfacher zu gestalten, ohne dabei Sicherheit und persönliche Beratung außer Acht zu lassen.
In Neidlingen, etwa 40 Kilometer südöstlich von Stuttgart, steht die Sammelstelle in Form eines Computerterminals in einem öffentlich zugänglichen Gebäude in Händen der Gemeinde. Dort sind unter anderem Senioreneinrichtungen, eine Sparkasse und etwa ein Defibrillator untergebracht. Sie ersetzt die bisherige Sammelstelle, einen stehenden Briefkasten vor einer Neidlinger Arztpraxis. Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes, betont die Vorteile dieser Lösung: „Die Arzneimittelversorgung wird damit schneller und effektiver. Damit begegnen wir den Nachteilen, die herkömmliche Sammelstellen mit sich brachten. Da hatten wir immer einen zeitlichen Verzug von etwa einem Tag, jetzt können wir schneller agieren.“ Der neue Terminal hat einen weiteren Pluspunkt gegenüber den Sammelstellen in Briefkastenform: Durch den eingebauten Bildschirm kann der Patient per SMS mit dem Apotheker in Kontakt treten, um eventuelle Fragen zu klären oder noch andere Arzneimittel zusätzlich zum Rezept zu bestellen.
Die Betreuung der Rezeptsammelstelle in Neidlingen teilen sich die zwei Apotheker Tilla Frank-Neumeyer und Dr. Hansjörg Egerer aus dem benachbarten Weilheim. Sie kümmern sich in viermonatigem Wechsel um die Arzneimittelbelieferung mithilfe des neuen Geräts. Derzeit sorgen allein in Baden-Württemberg mehr als 100 Rezeptsammelstellen dafür, dass Patienten auch dort, wo keine Apotheke in der Nähe ist, ihre gewünschten Medikamente zügig erhalten. Die digitale Rezeptsammelstelle im Saarland unterscheidet sich zwar im Aussehen sowie in der zum Einsatz kommenden Hard- und Software, funktioniert aber grundsätzlich ähnlich. Gleich bleibt bei beiden Pilotprojekten auch: Das Original-Rezept in Papierform wird immer vor der Abgabe des Arzneimittels geprüft.
ew/PZ/RF