14.09.2018
Denkt man an die Arbeit von Geologen, kommen einem vielleicht Gebirge in den Sinn, die Erdkruste, Erdöl, vielleicht noch Meteoriten. Nierensteine waren dagegen klar das Metier von Ärzten. Was herauskommt, wenn sich Experten beider Fachrichtungen mit Mikroskopie-Spezialisten zusammentun, stellt die bisherigen Kenntnisse über die Natur von Nierensteinen auf den Kopf.
Nach den neuen Erkenntnissen, die im Fachblatt Scientific Reports veröffentlicht wurden, sind Nierensteine aus kalziumreichen Schichten aufgebaut, ähnlich wie sie bei Mineralisierungsprozessen in der Natur entstehen, zum Beispiel bei der Bildung von Korallenriffen oder bei kalkhaltigen Ablagerungen in heißen Quellen. Diesen Schichten waren die Forscher mit Hilfe verschiedener Techniken auf die Spur gekommen, von denen viele in der Geologie und Geobiologie gebräuchlich sind. Es zeigte sich, dass die Steine offenbar aus abwechselnden Schichten von organischer Substanz und Kristallen aufgebaut waren, die an einige Stellen von hindurchragenden Kristallen unterbrochen wurden.
Diese Schichten beziehungsweise ihrer Unterbrechungen liefern den Forschern Hinweise, die für die menschliche Gesundheit wichtig sein könnten: Danach lösen sich Nierensteine offenbar immer wieder teilweise auf und bilden sich neu. Das widerspreche der bislang gängigen Annahme, Nierensteine seien homogene Steine, die sich nie lösen und von allen anderen Gesteinen in der Natur unterscheiden, so die Forscher. „Nierensteine durchlaufen einen dynamischen Prozess des Heranwachsens und Auflösens, Heranwachsens und Auflösen“, beschreibt Bruce Fouke, Professor für Geologie und Mikrobiologie an der University of Illinois, den Prozess.
Das bedeute, dass Ärzte eines Tages in der Lage sein könnten, Nierensteine dazu zu bringen, sich im Körper eines Patienten vollständig aufzulösen. Und anstatt eines wertlosen kristallinen Klumpens seien Nierensteine eine Minutenaufnahme der Nieren-Gesundheit und Nieren-Funktion einer Person, sagt Fouke.
HH