Dr. Karen Zoufal
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21.05.2021
Eine umfangreiche Studie hat ergeben, dass Depressionen häufig mit Entzündungen im Körper einhergehen. Die Autoren der Studie halten es für möglich, dass Depressionen zurückgehen, wenn der Grad der Entzündungen sinkt.
Im Blut von Patienten mit Depressionen war der Entzündungsmarker CRP deutlich höher als bei Kontrollpersonen (2,4 mg/l im Vergleich zu 2,1 mg/l). Unter Menschen mit Depressionen deutete der CRP-Spiegel zudem zu 31 Prozent häufiger eine leichte Entzündung an (> 3 mg/l). „Unsere Studie liefert den bislang schlüssigsten Beweis dafür, dass Menschen mit Depressionen Proteine im Blut haben, die auf eine Aktivierung des Entzündungssystems hinweisen“, fasste die Psychologin Maria Pitharouli vom King's CollegeLondon die Ergebnisse zusammen.
Die Forscher berechneten zudem, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand allein aufgrund seiner Erbanlagen eine Depression bekommt. Das genetische Risiko war bei Personen mit schweren Depressionen stark mit dem CRP-Spiegel assoziiert. Wenn die Forscher bei ihren Berechnungen den BMI und Rauchen berücksichtigten, so ging der Zusammenhang weitgehend verloren. Das bedeutet, dass die Entzündungsreaktionen bei Depressionen eher auf die Ess- und Rauchgewohnheiten als auf bestimmte Erbanlagen zurückzuführen sind. Die Forscher weisen aber darauf hin, dass dies den Zusammenhang zwischen Entzündung und Depression nur teilweise erklärt. Sie halten es für wahrscheinlich, dass bislang unbekannte oder nicht berücksichtigte Faktoren eine Rolle spielen.
Ob Entzündungen für die Entwicklung einer Depression eine Schlüsselrolle spielen, bleibt noch zu klären. Deshalb warnen die Forscher zum jetzigen Zeitpunkt davor, eine Depression mit entzündungshemmenden Medikamenten behandeln zu wollen.