27.05.2013
Extremer Lärm kann zu einem anhaltenden Summen, Pfeifen oder Brummen im Ohr führen - dem sogenannten Tinnitus. US-Forscher haben nun einen Mechanismus entdeckt, der hinter den lästigen Ohrgeräuschen steckt und vielleicht ein Mittel, das durch Lärm verursachten Tinnitus vorbeugen könnte.
Das Team um Thanos Tzounopoulus von der University of Pittsburgh hatte hierzu Untersuchungen an Mäusen durchgeführt, die zuvor starkem Lärm ausgesetzt worden waren und daraufhin einen Tinnitus entwickelt hatten. Ihr Interesse galt dabei einem speziellen Gehirnbereich, der als Hörzentrum eine wichtige Rolle spielt. Vorangegangene Studien mit Mäusen hatten gezeigt, dass Nervenzellen in diesem Gehirnbereich bei Tinnitus überaktiv sind. Das heißt, sie feuern Impulse ab, auch wenn nichts zu hören ist. Um diese Überreaktion genauer zu verstehen, gingen die Forscher nun noch eine Ebene tiefer und betrachteten die Signalübertragung zwischen den Zellen. Dabei strömen Kalium-Teilchen durch winzige Kanäle in der Zellwand. "Wir fanden heraus, dass die Nervenzellen überaktiv sind, weil die Aktivität der Kaliumkanäle verringert ist", so Tzounopoulus. Die Kanäle bremsen normalerweise die Erregbarkeit von Nervenzellen, erläutert der Mediziner.
Die Erkenntnis, dass die Wahrnehmung von Phantom-Tönen mit speziellen Kaliumkanälen zusammenhängt, könnte zu neuen Therapieansätzen führen, hoffen die Forscher, zum Beispiel in der Vorsorge. So konnten die Wissenschaftler in weiteren Versuchen zeigen, dass ein Epilepsie-Medikament, das aktivierend auf Kaliumkanäle wirkt, offenbar der Entstehung von Tinnitus vorbeugen kann. Mäuse, denen direkt nach der Lärm-Einwirkung der Wirkstoff Retigabin verabreicht worden war, entwickelten keinen Tinnitus. Das berichten die Forscher online im Fachtitel Proceedings of the National Academy of Science (PNAS).
HH