Diplom-Oecotrophologin Katrin Faßnacht-Lee
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16.05.2022
Essen macht Spaß und kann manchmal doch schwierig sein. Bei Diabetes stellen sich Fragen wie: Soll ich weniger Kohlenhydrate essen oder besser am Fett sparen? Beim Abnehmen lieber "Friss die Hälfte" oder Intervallfasten? Darf ich noch zu Obst greifen und wie sieht es mit Süßstoffen aus? Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat nun die Praxisempfehlungen zur Ernährung von Menschen mit Typ-2-Diabetes überarbeitet und gibt teils neue Antworten.
1. Low-Carb hat Vorteile
Kohlenhydrate reduzieren: dieses Konzept schneidet laut aktueller Studienlage am besten ab. Dabei hat die traditionelle Mittelmeerkost die günstigsten Auswirkungen auf Nüchternblutzucker und Blutfettwerte. Sie zeichnet sich durch viel Gemüse und Obst, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, pflanzliche Öle, Nüsse, Fisch, Salate sowie Kräuter aus und enthält etwas weniger Kohlenhydrate als die hierzulande typische Ernährung. Eine Low-Carb-Ernährung, die noch stärker auf Kohlenhydratreduktion setzt, erzielt die besten Ergebnisse bei der Senkung des Langzeitblutzuckerwertes HbA1c und des Körpergewichts. Allerdings: Nach mehreren Monaten g eichen sich die Erfolge einer Low-Carb- und einer Low-Fat-Ernährung an. Die Gründe hierfür werden noch diskutiert.
2. Obst ist okay, Gemüse ist besser
Wer Übergewicht hat, nimmt leichter ab, wenn er kalorienreiche Lebensmittel durch Obst und Gemüse ersetzt. Dabei gilt: von Obst ein bis zwei Portionen am Tag und von Gemüse gern drei bis vier. Große Mengen an Obst empfehlen sich generell auch für normalgewichtige Menschen mit Diabetes nicht. In gute und weniger gute Sorten unterscheiden die Experten nicht. Es gilt lediglich, bei Insulinbehandlung die enthaltenen Kohlenhydrate zu berücksichtigen. Obstsäfte, Smoothies und Trockenobst aufgrund der hohen Zuckermenge besser meiden.
3. Ballaststoffe? Aber natürlich!
Faserstoffe aus Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten sowie etwas Obst sind gesund. Studien zeigen Vorteile auf Körpergewicht, Blutzuckereinstellung, Insulinempfindlichkeit, Blutfett- und Entzündungswerte. 30 Gramm pro Tag gelten als Zielgröße. Übrigens: Auch ein Plus an Ballaststoffen in Form von Flohsamen, Beta-Glucanen oder Konjak-Glucomannan zeigen kurzfristig positive Wirkung auf Blutzucker und Insulinwirkung. Bezüglich der Blutfette ergeben sich auch längerfristig Erfolge.
4. Abnehmen nach Geschmack!
Die Experten sind sich einig: Es gibt keine Diätform, die einer anderen klar überlegen ist. Wenngleich sich durch weniger Kohlenhydrate wohl zunächst leichter abnehmen lässt, zeigen auch andere Maßnahmen über die Zeit Erfolge. Wer Gewicht verlieren möchte, sucht sich am besten eine Ernährungsform aus, die individuell gut passt – ob mit oder ohne Fleisch, mit weniger Kohlenhydraten oder weniger Fetten, durch "FDH" (Friss die Hälfte) oder den Einsatz von Abnehmshakes. Auch konsequentes Intervallfasten hilft nachgewiesenermaßen beim Abnehmen.
5. Abnehmpulver helfen
Wer an einem medizinisch begleiteten Abnehmprogramm mit Formuladiäten teilnimmt, kann Studien zufolge ähnlich stark abnehmen wie nach einer Magenverkleinerung. Etwa jedem Vierten gelingt es, 15 Prozent des Gewichts zu reduzieren. Damit hat man gute Chancen, dass der Diabetes wieder verschwindet – zumindest wenn er noch nicht länger als sechs Jahre besteht. Experten sprechen von Remission. Einer Studie zufolge hielt dieser Erfolg bei einem Drittel der Studienteilnehmer auch nach zwei Jahren noch an.
6. Süßstoffe sind okay
Lange wurde diskutiert, ob Süßstoffe den Appetit steigern. Die DDG-Experten kommen jedoch in ihren Praxisleitlinien zum Schluss, dass dies nicht zutrifft. Im Gegenteil: "Der gelegentliche Einsatz von Süßstoffen statt Zucker kann im Rahmen einer Diabetestherapie sogar sinnvoll sein." Süßstoff im Kaffee oder hin und wieder etwas davon statt Zucker im Dessert, gehen demnach in Ordnung.