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08.02.2023
Bei einem Herzstillstand zählen Sekunden. Trotzdem zögern 60 Prozent der Menschen, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchzuführen. Prof. Dr. Elizabeth Hunt vom Uniklinikum in Baltimore erklärt, warum man nicht abwarten, sondern zupacken sollte: Viele Bedenken sind unbegründet.
Jede Minute ohne Herz-Lungen-Wiederbelebung verringert die Überlebenschancen um etwa zehn Prozent. Wer Erste Hilfe leistet, verdoppelt oder verdreifacht die Überlebenschance. Deshalb sollte man im Notfall schnell handeln:
- Verschwenden Sie keine Zeit damit, den Puls zu suchen! Stattdessen schauen Sie, ob die Person reagiert: Schütteln Sie sie und fragen Sie: „Geht es Ihnen gut?“ Wenn die Person gar nicht oder unnormal atmet oder nach Luft schnappt, rufen Sie die 112 oder lassen eine weitere Person anrufen.
- Bitten Sie einen Umstehenden, einen Defibrillator zu holen, falls einer in der Nähe ist: Er kann ein Herz wieder in den Rhythmus bringen, muss aber schnell eingesetzt werden. Jeder ist in der Lage, so ein Gerät zu verwenden: Es gibt Anweisungen in Bild und Ton. Schauen Sie sich schon vorher an Orten, die Sie häufig aufsuchen, nach einem Defibrillator um.
- Beginnen Sie so schnell wie möglich mit der Wiederbelebung! Für die Herzdruckmassage legen Sie den Handballen in die Mitte der Brust. Legen Sie die andere Hand darauf und verschränken Sie die Finger. Drücken Sie mit 100 bis 120 Schlägen pro Minute hart und schnell nach unten, z. B. im Takt des Liedes „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees.
- Haben Sie keine Hemmungen, die Person zu bewegen: Legen Sie die Person auf eine feste Oberfläche auf den Rücken. Das kann bedeuten, dass man sie von einem Bett oder einer Couch auf den Boden ziehen muss.
- Seien Sie nicht zimperlich! Möglicherweise muss man die Kleidung öffnen oder wegschneiden oder einen BH entfernen. Das mag unangenehm sein, aber wenn man sich vorher schon einmal Gedanken über solch eine Situation gemacht hat, zaudert man im Ernstfall weniger.
- Zögern Sie nicht wegen einer Mund-zu-Mund-Beatmung: In den ersten Minuten ist eine Herzdruckmassage allein bei Erwachsenen und Jugendlichen mit einem Herzstillstand ebenso effektiv wie die herkömmliche Wiederbelebung mit Beatmung. Nur bei Säuglingen, Kindern und Menschen, deren Herz wegen Ersticken oder Ertrinken stehen bleibt, ist sie notwendig.
- Verletzungen spielen keine Rolle! Hunt sagt dazu: „Wenn jemandem das Herz stehen bleibt, ist er schon fast tot. Daher sind Probleme, die durch Erste Hilfe verursacht werden, nicht so schlimm wie keine Wiederbelebung: Das größte Risiko besteht darin, nichts zu tun.“
- Machen Sie sich bewusst: Wahrscheinlich benötigt eine nahestehende Person Ihre Hilfe. Mehr als 70 Prozent der Herzstillstände treten zu Hause oder im privaten Bereich auf.
- Auch Laien können das: Man braucht keine spezielle Ausbildung, um ein Leben zu retten. Es gibt überall Erste-Hilfe-Kurse und zahlreiche gute Videos im Internet, mit denen sich das Wissen auffrischen lässt.