Dr. Karen Zoufal
|
11.11.2020
Der Impfstoff besteht aus Virushüllen, die den zirkulierenden Grippestämmen ähneln. Produziert wurden sie mithilfe von gentechnisch veränderten Tabakpflanzen. Der pflanzliche Impfstoff wurde in zwei klinischen Studien erstmals an Menschen getestet. Zunächst wurden mehr als 10.000 Erwachsene aus Asien, Europa und Nordamerika im Alter von 18 bis 64 Jahren geimpft. Sie waren durch den pflanzlichen Impfstoff etwa ähnlich gut geschützt wie durch kommerzielle Impfstoffe, die in der besonders langen Grippesaison 2017/2018 verwendet wurden.
Auch bei Senioren effektiv
An einer zweiten Studie nahmen weitere 12.700 Personen ab 65 Jahren teil. Mit zunehmendem Alter arbeitet das Immunsystem weniger effektiv, sodass man im Alter anfälliger für Infektionen wird. "Wie bei anderen Influenza-Impfstoffen nahmen auch die Antikörperreaktionen auf den pflanzlichen Impfstoff mit dem Alter ab", berichteten die Forscher. Der aus Pflanzen gewonnene Impfstoff führte bei älteren Menschen zu einer etwas geringeren Antikörperproduktion, aktivierte jedoch genügend Immunzellen, um vor einer Influenzainfektion zu schützen. So war der Impfschutz mit dem in der Grippesaison 2018/2019 im Handel erhältlichen Grippeimpfstoff vergleichbar. Die Studienergebnisse sind im Fachblatt "The Lancet" veröffentlicht.
Pflanzliche Impfstoffe lassen sich schneller herstellen
"Dies ist das erste Mal, dass ein Pflanzenimpfstoff in einer klinischen Studie am Menschen getestet wurde. Es ist ein Meilenstein für diese Technologie", kommentierte der Infektionsforscher John Tregoning vom Imperial College London die Ergebnisse. Mit dem pflanzlichen System könnte ein Impfstoff schon innerhalb von zwei Monaten nach der Identifizierung eines neu auftretenden Influenzastamms produziert werden.
Jedes Jahr muss ein neuer Grippeimpfstoff hergestellt werden, weil sich das Influenzavirus ständig verändert. Derzeit werden die meisten Influenza-Impfstoffe in Hühnereiern oder im Labor mit Hilfe von Zellkulturen hergestellt. Dies ist sehr aufwendig und dauert Monate. Daher suchen Forscher nach Möglichkeiten, die Technologie zu beschleunigen.