09.10.2019
Die jährliche Impfung gegen Grippe ist wichtig, weil sich Viren ständig verändern und die Antikörper, die durch die Impfung gebildet werden, die mutierten Erreger nicht mehr erkennen. Forscher vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) haben nun einen Impfstoff entwickelt, der einen anderen Zweig der Immunantwort aktiviert. Auf diese Weise könnten die Viren gleich in der Schleimhaut von Immunzellen beseitigt werden, ohne dass Antikörper im Spiel sind.
Die Forscher vom HZI haben ein anderes Virus, von dem bekannt ist, dass es bei Immunzellen eine starke Reaktion hervorruft, als Vehikel verwendet: Sie haben dem Zytomegalievirus (CMV) ein Stück des Grippevirus hinzugefügt. Diese Hybridviren versetzten bestimmte Immunzellen von Mäusen in die Bereitschaft, von Influenzaviren befallene Körperzellen zu attackieren. Besonders gut funktionierte das, wenn die Impfung über die Nase erfolgte: Die Immunzellen wirkten dort über eine lange Zeit hinweg wie Wächter, die Grippeviren direkt bei der Infektion der Schleimhäute erkannten. Sie attackierten bei einer Infektion befallene Zellen und gaben sofort „Alarm“: Mit Hilfe von Botenstoffen lockten sie weitere Immunzellen an, die die Infektion beseitigten. Antikörper waren daran nicht beteiligt.
Das Immunsystem verfolgt zwei Hauptwege, um Infektionen zu beseitigen: Zum einen über Antikörper, die von speziellen Immunzellen gebildet werden, und zum anderen über zytotoxische Zellen, die infizierte Körperzellen direkt angreifen. Normalerweise wird bei Impfungen die Antikörperbildung angeregt. Die von den Forschern des HZI beschriebene Aktivierung der zytotoxischen Zellen ist die erste Impfung dieser Art gegen Grippeviren. Eine Kombination mit herkömmlichen Impfstoffen könnte die Immunantwort durch die Aktivierung beider Wege möglicherweise noch effizienter machen.
ZOU