20.09.2019
Wann der richtige Zeitpunkt für eine neue Hüfte oder ein neues Knie gekommen ist, hängt in hohem Maße vom Leidensdruck des Patienten ab, denn die Beschwerden können bei fortgeschrittenem Gelenkverschleiß von Patient zu Patient ganz unterschiedlich sein. Während der eine unter unerträglichen Schmerzen leidet, hat der andere kaum Probleme.
Mit durchschnittlich 70 Jahren erhalten Personen mit schwerer Arthrose ihre erste künstliche Hüfte oder ein Knie, drei von fünf Patienten sind Frauen. Dabei gibt es keine Regel für den idealen Zeitpunkt, und aus ärztlicher Sicht muss ein Gelenk auch nicht zwangsläufig ersetzt werden. Vielmehr entscheidet darüber der Leidensdruck der Patienten, der je nach Schmerzen und Bewegungseinschränkungen ganz unterschiedlich sein kann.
Die Leitlinie „Indikation Knieendoprothese“ der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie soll Betroffenen die Entscheidung erleichtern: Sie nennt wissenschaftlich gesicherte Empfehlungen für eine Gelenkoperation, darunter vier Hauptkriterien, die beispielsweise bei der Implantation einer Knie-Endoprothese erfüllt sein sollen:
- Der Schmerz besteht seit mindestens drei bis sechs Monaten und tritt entweder dauerhaft oder mehrmals wöchentlich bei Belastung auf.
- Auf dem Röntgenbild müssen deutliche Schäden am Gelenk sichtbar sein.
- Medikamente und andere Maßnahmen wie Bewegung und Krankengymnastik lindern den Schmerz nicht mehr ausreichend.
- Die Schmerzen schränken den Patienten im täglichen Leben so stark ein, dass er sich nicht mit ihnen abzufinden will.
Prof. Dr. Karl-Dieter Heller, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik und Präsident der Deutschen Hüftgesellschaft erläutert: „Grundsätzlich ist es nie zu spät für ein künstliches Gelenk, auch wenn das betroffene Gelenk bereits stark beschädigt ist. Dass man besser früher operieren sollte, weil eine bessere Gelenkbeschaffenheit die OP erleichtert, stimmt nur in Ausnahmefällen.“
ZOU