Gesunde Füße: Das gehört dazu

Nicht immer bemerken Diabetiker, dass ihren Füßen Gefahr droht.

Erkennen können das Spezialisten etwa in Fußambulanzen.

Diabetiker müssen auf ihre Füße besonders Acht geben.
Diabetiker sollten sich besonders sorgfältig um ihre Füße kümmern.
© Robert Przybysz - Fotolia

Leider findet die Vorsorge in vielen Fällen immer noch nicht oder nur unregelmäßig statt. Dann kann sich unbemerkt – vor allem bei langfristig schlechter Blutzuckereinstellung – eine Nervenschädigung entwickeln, eine Neuropathie. "Die betroffenen Patienten nehmen bestimmte Reize kaum oder nicht mehr wahr, wie zum Beispiel Schmerz, Wärme, Kälte und Vibrationen", erklärt Möller im Gespräch mit der Neuen Apotheken Illustrierten.

Schmerzen nicht mehr spüren zu können, klingt zwar erst einmal gut, ist für Menschen aber fatal, denn Schmerz zeigt an, dass dem Körper Gefahr droht. "Fehlt dieses Warnsignal, nimmt man die Fehlbelastung eines Fußes im Schuh nicht mehr wahr, spürt einen Fremdkörper nicht mehr und auch nicht den Druck, den eine diabetesbedingte Fußfehlstellung auf bestimmte Teile des Fußes ausübt." Das Ergebnis: "Irgendwann entsteht eine Läsion am Fuß." Das meint bei Diabetikern meist eine schwer heilende Wunde oder eine Verformung des Fußes. Das gesamte Beschwerdebild bezeichnen Mediziner als diabetisches Fußsyndrom.

Neben der Neuropathie kann auch eine gestörte Beindurchblutung eine Rolle spielen. "Eine schlechte Durchblutung allein, also ohne Neuropathie, ist jedoch lediglich bei 15 Prozent der Betroffenen die Ursache für Fußläsionen. Bei beinahe 80 Prozent der Patienten mit Beschwerden ist die Neuropathie der Hauptauslöser", weiß der Diabetologe.

Zahlreiche Symptome

Eine Neuropathie zu erkennen, wird durch deren "Charakter" erschwert. Sie äußert sich in einer Reihe verschiedenster Symptome. Jeder nimmt etwas anderes wahr. "Die Vielfalt der Symptome verwirrt auch Ärzte, die nicht auf das Leiden spezialisiert sind, weshalb manch ein Diabetiker über lange Zeit einen Arzt nach dem anderen aufsucht und am Ende mitunter als Simulant abgetan wird", so Möller. Mögliche Beschwerden sind Kribbeln, Bitzeln, Brennen, leichte oder starke Schmerzen ohne sichtbaren Anlass, Taubheitsgefühle – alles vorwiegend in den Füßen und Unterschenkeln.

Entzündeter Fuß ein Notfall

Neben offenen, schlecht heilenden Wunden gehören auch Fußfehlstellungen zu den Komplikationen bei Diabetikern. So treten Krallenzehen und ein Hallux valgus häufiger bei Diabetikern auf als bei gesunden Menschen.

Daneben gibt es den sogenannten "Charcotfuß", bei dem der Fuß zunächst ohne erkennbare Ursache überhitzt und geschwollen ist. "Wer sich nicht auskennt, kommt nicht auf die Idee, dass es sich bei diesen Symptomen um eine schwere diabetische Komplikation handeln könnte", so der Experte. "Voraussetzung für das entzündliche Geschehen im Fuß ist jedoch eine Neuropathie, die über komplizierte Mechanismen den Fuß entzündet, und zwar derart, dass sich schlimmstenfalls der Fußknochen abbaut und das Fußskelett einbricht."

Nur wer schnell genug in eine diabetologische Fußambulanz kommt, hat Chancen, solch einen schweren Schaden für die eigene
Gesundheit zu verhindern.

Die Zehen bewegen

Diabetiker können teilweise auch selbst beeinflussen, wie es mit den eigenen
Füßen weitergeht. "Eine gute Blutzuckereinstellung und die tägliche Selbstkontrolle der Füße bilden die Basis. Regelmäßige Fußgymnastik und Warm-Kalt-Anwendungen setzen Reize, die das Fortschreiten der Neuropathie verlangsamen können", erklärt Möller.

Er rät auch zum Einsatz von Franzbranntwein, um die Sensibilität auf Warm- und Kaltreize zu steigern. Bei warmen Fußbädern, Wärmflaschen oder dem Wärmen der Füße an der Heizung müssen Diabetiker mit Neuropathie besonders aufpassen, warnt Möller: "Jedes Jahr habe ich einige Patienten mit Verbrennungen, weil deren Füße Wärme und Hitze nicht mehr unterscheiden konnten."

Es gibt auch einen vitaminähnlichen Stoff, dessen Einnahme einigen Patienten Linderung verschafft, und zwar die alpha-Liponsäure. Nicht allen Patienten hilft diese Substanz, aber einigen doch, so dass die Einnahme über mindestens drei Monate auf jeden Fall einen Versuch wert ist, rät Möller. Das gilt auch für den Einsatz der sogenannten Hochtontherapie. Während die alpha-Liponsäure bis auf Weiteres keine Kassenleistung ist, geben ein paar Krankenkassen für das Hochtongerät zumindest einen Zuschuss. Zunächst genügt es jedoch, solch ein Gerät für vier Wochen zum Beispiel in einer Apotheke auszuleihen. "In dieser Zeit erkennt man bereits, ob es wirkt", sagt Möller.

Apothekerin Isabel Weinert

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