ArzneimittelPsyche

Gewichtszunahme durch Medikamente: Welche Wirkstoffe sind betroffen?

PZ/NAS  |  16.10.2024

Eine ungewollte Gewichtszunahme kann die Nebenwirkung von bestimmten Arzneimitteln sein – und die Lebensqualität stark einschränken. Welche Wirkstoffe betroffen sind und was in diesem Fall zu tun ist, lesen Sie hier.

Junge Frau, liest den Beipackzettel der Antibabypille.
Die Antibabypille zählt zu den Medikamenten, die eine Gewichtszunahme verursachen können.
© Prostock-Studio/iStockphoto

Antipsychotika: Wirkstoffe, die zur Behandlung von Schizophrenie eingesetzt werden, können leider zu einer Gewichtszunahme führen. Das Risiko ist bei Olanzapin und Clozapin am höchsten. Patienten nehmen gerade in der Anfangszeit schnell und im Verlauf weiter stetig an Gewicht zu. Die Nebenwirkung betrifft etwa 80 Prozent der mit Antipsychotika behandelten Patienten und führt nicht selten dazu, dass das Medikament ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt wird – was den Behandlungserfolg erheblich beeinträchtigt. Nicht bei allen Antipsychotika ist diese Nebenwirkung jedoch gleich stark ausgeprägt.

Antidepressiva: Wirkstoffe, die bei Depressionen eingesetzt werden, führen ebenfalls häufig zu einer Gewichtszunahme. Auch hier ist die Nebenwirkung abhängig vom Wirkstoff: In einer aktuellen Vergleichsstudie zeigte sich, dass Bupropion durchweg die geringste Gewichtszunahme verursachte. Patienten nahmen unter diesem Wirkstoff nach sechs Monaten sogar 0,22 kg ab. Im Vergleich zu Sertralin war die geschätzte Gewichtszunahme nach sechs Monaten bei Escitalopram, Paroxetin, Duloxetin, Venlafaxin und Citalopram höher und bei Fluoxetin ähnlich. Was der Grund für die Gewichtszunahme ist, ist noch nicht ausreichend erforscht. Grundsätzlich kann ein steigender Appetit bei Antidepressiva auch anzeigen, dass die Therapie erfolgreich verläuft und Menschen wieder mehr Lebensfreude und mehr Lust aufs Essen entwickeln.

Antiepileptika: Auch andere Medikamente, die auf das Zentralnervensystem einwirken, können eine Gewichtszunahme als Nebenwirkung mitbringen. Unter den Antiepileptika sind dafür zum Beispiel Valproinsäure und Gabapentin bekannt. Sie können den Appetit steigern und den Stoffwechsel beeinflussen.

Diabetes- und Blutdruckmedikamente: Häufig verordnete Medikamente gegen Volkskrankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck können ebenfalls das Körpergewicht ansteigen lassen. Bei Betablockern erfolgt die Zunahme vermutlich, weil die Arzneimittel den Grundumsatz verringern. Insulin oder Sulfonylharnstoffe erhöhen die Sekretion von Insulin, welches den Abbau von Fetten hindert. Das ist besonders kritisch, da viele dieser Patienten bereits mit Übergewicht zu kämpfen haben.

Antibabypille: Auch hormonelle Kontrazeptiva (Antibabypille) können zu einer Gewichtszunahme führen, die in der Regel durch hormonell bedingte Wassereinlagerungen verursacht wird. Die daraus resultierende Gewichtszunahme ist vorübergehend, da das Wasser bei Absetzen des Medikaments in der Regel schnell wieder verschwindet.

Kortison: Der Langzeitgebrauch von Kortison kann ebenfalls dazu führen, dass Patienten an Gewicht zulegen und sich optisch verändern. Das geschieht durch eine Kombination von erhöhtem Appetit, Wassereinlagerungen, Proteinabbau und Fettumverteilung im Körper, insbesondere um das Gesicht und den Bauch.

Rücksprache mit dem Arzt halten

Eine regelmäßige Überwachung des Gewichts und professionelle Beratung etwa durch Ernährungsberater können helfen, eine Gewichtszunahme frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Bei Verdacht auf eine arzneimittelbedingte Gewichtszunahme sollte mit dem Arzt Rücksprache gehalten werden, ob gegebenenfalls eine Umstellung auf ein alternatives Mittel möglich ist.

Quellen: DOI: 10.1093/schbul/sbac001, DOI: 10.7326/M23-2742

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