17.03.2014
Bei den letzten Grippewellen und der Schweinegrippe-Pandemie hat sich etwa ein Fünftel der ungeimpften Bevölkerung mit einem Influenzavirus infiziert. Das ergab eine Hochrechnung von Wissenschaftlern basierend auf den Erkrankungsdaten hunderter Haushalte in England. Doch nur ein kleiner Teil aller Infizierten entwickelte Anzeichen einer Erkrankung.
Nach Auswertung des Forscherteams um Dr. Andrew Hayward vom University College in London infizierten sich jeden Winter 18 Prozent der nicht gegen Grippe geimpften Menschen mit Influenzaviren. Doch bei 77 Prozent zeigten sich keine Anzeichen einer Erkrankung, und nur 17 Prozent der nachweislich Infizierten fühlten sich krank genug, um zum Arzt zu gehen. Während der Schweinegrippe-Pandemie mit dem H1N1-Erreger im Jahr 2009 erwischte es ebenfalls 18 Prozent.
Mit ihrer Studie stellen die Autoren das derzeitige Influenza-Überwachungssystem infrage, bei der Hausärzte Grippefälle melden. Denn damit würde die tatsächliche Infektionsrate in der Bevölkerung stark unterschätzt, kritisieren die Wissenschaftler im Fachmagazin The Lancet Respiratory Medicine. Das könnte Folgen für das Krisenmanagement haben. Zum Beispiel stellt in einem begleitenden Kommentar ein Influenzaexperte die Frage, inwieweit die leicht Infizierten zur Übertragung der Grippeviren beitragen und die Isolation von Patienten sinnvoll sei.
Für ihre Studie sammelten die Forscher von 2006 bis 2011 Erkrankungsdaten von Hunderten englischer Haushalte. Zudem nahmen sie Blutproben vor und nach der Grippesaison. Wöchentlich fragten sie die Teilnehmer nach grippeähnlichen Symptomen wie Husten und Halsschmerzen. Traten solche Beschwerden auf, reichten die Betroffenen einen Nasenabstrich ein, den die Forscher auf Influenza- und Erkältungsviren untersuchten.
db/RF/PZ