PZ/NK
|
30.06.2023
Pandemien entstehen, wenn Viren, die Tiere befallen, die Artgrenze überspringen und auch Menschen infizieren. Gelungen ist dies in Asien zuletzt dem Coronavirus SARS-CoV-2. Forschende aus Großbritannien haben jetzt aus Proben von sechs dort heimischen Fledermausarten neun komplette Genome von Coronaviren isoliert, darunter zwei von bislang unbekannten Virenarten. Insgesamt identifizierte es vier Alphacoronaviren, ein MERS-verwandtes Betacoronavirus und vier Sarbecoviren. Bei Letzteren handelt es sich um eine Untergattung der Betacoronaviren, zu der SARS-CoV-1 und -2 gehören. Die vier Sarbecovirus-Genome wurden aus Proben von zwei Arten von Hufeisennasen gewonnen.
Um zu testen, ob die Coronaviren auch menschliche Zellen infizieren können, stellten die Forschenden um Cedric Tan vom The Francis Crick Institute in London vier verschiedene Lentivirus-basierte Pseudoviren her, die jeweils das Gen für das Spike-Protein einer Coronavirusart enthielten. Die Forschenden konnten an Zellkulturuntersuchungen zeigen, dass zumindest ein Virus an den menschlichen ACE2-Rezeptor binden und humane Zellen infizieren kann – allerdings suboptimal.
Die Coronaviren müssten sich noch weiter verändern, um Menschen effektiv infizieren zu können, schlussfolgern die Autoren um Tan. Ihre Ergebnisse zeigten, dass das zoonotische Risiko von Sarbecoviren über Asien hinausgeht, was die Bedeutung einer weltweiten Überwachung der Virusfamilie notwendig mache. Für die Studie untersuchte das Forscherteam 48 Kotproben von 16 der 17 Fledermausarten, die in Großbritannien heimisch sind. Dafür arbeiteten sie mit Experten von Fledermaus-Schutzprogrammen zusammen, die zwei Jahre lang Exkremente sammelten.