09.09.2015
Nach dieser Theorie ist es im Laufe der menschlichen Entstehungsgeschichte den Großmüttern zu verdanken, dass die Menschen heute eine so lange Lebensspanne haben. Die Anthropologin Kristen Hawkes von der University of Utah hat diese Hypothese formuliert. Ihr zufolge haben die Großmütter ihren Töchtern ermöglicht, früher wieder Kinder zu bekommen, weil sie bei der Versorgung entwöhnter Kinder mitgeholfen haben. Lebten die älteren Frauen länger, konnten sie ihre Töchter länger unterstützen und Gene für ein längeres Leben wurden eher weitergegeben.
Wie die Wissenschaftlerin jetzt gemeinsam mit Kollegen herausfand, scheint die Langlebigkeit noch weitere Auswirkungen gehabt zu haben. Denn denkt man das Ganze weiter, zeigt sich, dass ein langes Leben von Männern und Frauen dazu führen muss, dass die Zahl an fruchtbaren Männern im Vergleich zu fruchtbaren Frauen, die mit Einsetzen der Menopause keine Kinder mehr bekommen können, zunimmt. Dieser Überschuss an älteren fruchtbaren Männern habe zu einer größeren Konkurrenz geführt und bei Männern zu der Tendenz, die Partnerin vor eben jener Konkurrenz zu schützen. Statt Sex mit möglichst vielen Frauen zu haben, war die Paarbindung die bessere Alternative, glauben die Wissenschaftler. Ihre Ergebnisse wurden in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.
Die Forscher hatten für ihre Arbeit Computer-Simulationen der menschlichen Evolution durchgeführt. In den Berechnungen zeigte sich, dass sich das Verhältnis zwischen fruchtbaren Männern und Frauen sehr zu den Männern hin verschob. So stieg die Zahl der Männer in einem Beispiel von 77 pro 100 Frauen auf 156 pro 100 Frauen an, wenn der Einfluss von Großmüttern in 30.000 bis 300.000 Jahren mit eingerechnet wurde. Im Gegensatz zu Menschen gebe es bei den meisten Säugetieren mehr fruchtbare Weibchen als Männchen, so die Forscher.
HH