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23.03.2022
Knapp vier Stunden beträgt die durchschnittliche tägliche Handyzeit der Deutschen. Der Daumen fliegt dabei pausenlos auf dem Display hin und her. Dass die Hand das mitmacht, erscheint uns selbstverständlich. Der Daumen ist jedoch eigentlich dafür gemacht, das Zugreifen der Hand zu unterstützen und das Umschließen zu ermöglichen. „Eine kräftige Beugung des Daumens ist dabei natürlich, eine Streck- oder Abspreizbewegung wie bei der Handy-Nutzung auf Dauer jedoch nicht“, sagt Prof. Dr. Andreas Halder, stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) sowie Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Operative Orthopädie der Sana KlinikenSommerfeld.
Der Zusammenhang zwischen dem Vieltexten und Entzündungen der Sehnenscheiden des langen Daumenstreckers und -spreizers ist sogar wissenschaftlich belegt. Wird der Daumen dann nicht geschont, wird der Schmerz chronisch und dehnt sich auf Greifbewegungen mit der ganzen Hand aus. Selbst das Auf- und Zuknöpfen von Kleidung kann dann Probleme bereiten.
Orthopäden und Unfallchirurgen geben 5 Tipps zur Vermeidung eines Handydaumens:
- besser beide Daumen als nur einen verwenden, um die Belastung zu mindern
- bei langer Smartphone-Nutzung Pausen und Dehnübungen einbauen
- ab und an im Stehen zu tippen, denn das ist für den Daumen weniger anstrengend als im Sitzen
- zur Abwechslung Sprachnachrichten schicken, statt zu schreiben
- beim Schreiben im Sitzen möglichst den Unterarm auflegen
Je schneller wir tippen, desto eher überlasten wir die Gelenke und Sehnen. Und: Je größer das Display, desto anstrengender wird es für den Daumen. Deshalb haben es Menschen mit kleinen Händen schwerer. Sie müssen das Handy häufiger kippen und den Daumenstrecker mehr bewegen.
Symptome eines Handydaumens
Doch wie macht sich ein Handydaumen bemerkbar? „Eine Überbelastung durch zu häufiges Strecken und Abspreizen des Daumens verursacht Schmerzen auf der Daumenseite des Handgelenks. Diese entstehen durch eine Sehnenscheidenentzündung und sind vor allem bei der Tippbewegung des Daumens spürbar“, sagt Dr. Thomas Brockamp, Handchirurg in Münster. Ein einfacher Selbsttest, der sogenannte Finkelstein-Test, gibt einen Hinweis: Typischerweise wird der Schmerz verstärkt, wenn man den Daumen in die Handfläche legt und die Hand in Richtung Kleinfinger beugt. Der Arzt kann in schweren Fällen zusätzlich eine Ultraschall- oder MRT-Untersuchung veranlassen.
Doch was tun, wenn es zu Schmerzen im Daumen kommt? „Die gute Nachricht ist, dass in den allermeisten Fällen keine Operation nötig ist. Der Arzt kann Physiotherapie verordnen, ein Schmerzmittel oder eine Kortisoninjektion geben“, sagt Brockamp. Oftmals reicht es aber schon aus, den Daumen und die Hand zu schonen, indem die Handynutzung reduziert wird.