Harnwegsinfekte: zum Arzt oder Apotheker?

Der Aufenthalt im Schwimmbad und nasse Badekleidung machen die Blase anfälliger. Wann darf man sie selbst behandeln?

Frau schwimmt auf dem Rücken
Noch dem Schwimmen am besten gleich die nasse Badekleidung gegen trockene wechseln.
© mauritius images

Fast vier Millionen Menschen, häufig Frauen, leiden an zum Teil immer wiederkehrenden Blasenentzündungen. Die Gefahren im Sommer: Kalte Füße und nasse Badekleidung schwächen unser Immunsystem. Viele Frauen trinken außerdem zu wenig, schwitzen im Sommer aber mehr als sonst. Das Ergebnis: Die Blase wird nicht genug durchspült, so dass sich Keime besser ansiedeln können.

Nach spätestens fünf Tagen zum Arzt

"Erste Anzeichen für eine Entzündung von Harnblase und -röhre oder Harnleiter sind Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen", erklärt Dr. Richard Klämbt, Präsident der Apothekerkammer Bremen, in einer Pressemitteilung der Apothekerkammer. Betroffenen fällt es schwer, die Blase zu entleeren, und sie klagen über häufigen Harndrang. Mitunter treten auch krampfartige Schmerzen und Fieber auf. "Eine unbehandelte Entzündung kann chronisch werden und eine Nierenbeckenentzündung verursachen", warnt Klämbt.

Antibiotika zählen zur Standardtherapie. Doch manchmal geht es auch ohne sie. "Um der wachsenden Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen entgegenzuwirken, ist es sinnvoll, bei unkomplizierten Blasenentzündungen pflanzliche Präparate einzusetzen." Dies empfiehlt der in Dietzenbach bei Frankfurt am Main niedergelassene Urologe Dr. Andreas Lucas. "Wer pflanzliche Arzneimittel nimmt, sollte hoch dosierte, klinisch getestete Präparate aus der Apotheke bevorzugen", führt der Facharzt weiter aus. Viele nicht als Arzneimittel zugelassene Präparate seien zu niedrig dosiert und wirken dann nicht. Bewährt haben sich bei vielen Patienten zum Beispiel pflanzliche Kombinationspräparate mit Kapuzinerkresse und Meerrettich.

"In der Apotheke sind zudem rezeptfrei spezielle Blasen- und Nierentees erhältlich, deren Inhaltsstoffe die Blase gut durchspülen und Erreger ausschwemmen", weiß Apotheker Klämbt. Sie enthalten pflanzliche Extrakte etwa aus Birkenblättern, Goldrutenkraut oder Schachtelhalmkraut.

Pflanzliche Keimbekämpfer

Auch Extrakte von Bärentraubenblättern rücken Krankheitserregern zu Leibe. Sie gibt es rezeptfrei in Form von Tabletten oder Arzneimitteltees in Apotheken. Bei häufigen Beschwerden empfiehlt Klämbt die kurmäßige und vorbeugende Einnahme von Cranberry- oder Preiselbeerextrakten. "Die Beeren enthalten Tannine, pflanzliche Gerbstoffe, die Bakterien daran hindern, sich am Zellgewebe der Harnwege anzuheften."

Mitunter entwickelt sich aus einer einfachen Blasenentzündung ein lästiger und teilweise schmerzhafter Dauerbrenner. Klämbt: "Bestehen die Beschwerden nach fünf Tagen Selbstmedikation immer noch, ist ein Gang zum Arzt unumgänglich." Unbedingt sofort zum Arzt muss man gehen, wenn Fieber mit Schüttelfrost, starke Schmerzen auf und um den Bauchnabel oder Blut im Urin auftreten. Schwangere sollten bereits bei den ersten Anzeichen einer Harnwegsinfektion einen Arzt aufsuchen. Klämbt erklärt, warum: "Die Bakterien können bei Erkrankungen der Harnwege in die Gebärmutter wandern und dort eine Infektion auslösen. Eine Fehlgeburt kann die Folge sein." Von einer Selbsttherapie mit pflanzlichen Wirkstoffen rät ihnen Klämbt ab.

Entzündungen der Harnwege vorbeugen

  • Ausreichend viel Flüssigkeit trinken. Sehr gut eignen sich Wasser und Getränke ohne Zuckerzusatz. Spezielle Blasen- und Nierentees aus Brennnessel, Birke oder Schachtelhalm gibt es in der Apotheke.
  • Entleeren Sie die Blase beim Toilettengang vollständig und setzen Sie sich gerade auf die Toilette. Vorgebeugtes Sitzen verhindert eine vollständige Entleerung.
  • Gehen Sie nach dem Geschlechtsverkehr zur Toilette, das durchspült die Harnröhre und entfernt übertragene Bakterien.
  • Achten Sie auf Ihre Intimhygiene: Führen Sie das Toilettenpapier immer von der Öffnung der Harnröhre in Richtung After. So werden keine Darmbakterien zur Harnröhre verschleppt.
  • Achten Sie auf warme Bekleidung im Nieren- und Unterleibsbereich und setzen Sie sich nicht direkt auf kalte Steinböden. Lassen Sie nasse Badekleidung nicht am Körper trocknen, sondern ziehen Sie sich um.
  • Wechseln Sie während Ihrer Monatsblutung häufig Tampons und Binden. Dort können sich Bakterien ansammeln und vermehren.

Peter Erik Felzer

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