29.10.2013
Die Eigenbluttherapie gehört zu den alten Methoden der Erfahrungsheilkunde. Dem Patienten wird Blut entnommen und an einer anderen Stelle des Körpers wieder eingespritzt. Dieser unspezifische Reiz soll die Abwehrreaktion des Immunsystems verändern.
Zahlreiche Ärzte stehen diesem Verfahren skeptisch gegenüber. So erbrachten mehrere Studien keinerlei Effekte, was zum Beispiel die Senkung der Infektionsrate angeht. Doch zeigte eine Untersuchung bei Patienten mit Neurodermitis eine positive Wirkung. Und auch bei bestimmten Formen der Nesselsucht konnte die Hautärztin und Privatdozentin Dr. med. Petra Staubach-Renz, Universitätsklinikum Mainz, in einer Studie gute Ergebnisse verzeichnen. In diesen Fällen ist die Methode also einen Versuch wert.
Pendeln sagt wenig
Universell einsetzbar ist das Pendel – so seine Verfechter. Der jeweilige Anwender, so die Theorie, sollte sich durch eine Schwingungsempfänglichkeit auszeichnen. Dadurch registriert sein Organismus die Ausstrahlung des Patienten und setzt diese in die Bewegung des Pendels um. Dabei können die Schwingungen, die vom Patienten ausgehen, durch eine körperliche Erkrankung verursacht sein, ebenso wie durch ungeeignete Medikamente oder seelische Verstimmungen. Umgekehrt sollen Pendel mittels eigener Strahlkraft auch eine therapeutische Wirkung entfalten können. Kritisch merkt die klassische Medizin an, dass die Bewegungen des Pendels nicht von "kosmischen Energien" angestoßen werden, sondern von der Grundspannung der Muskulatur des Anwenders. Eine wissenschaftliche Untermauerung fehlt. Pendelfazit: eher Glaubenssache.
Vorsicht: Allergietest via Internet
Ausdrücklich warnt die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie vor Laboruntersuchungen, die im Internet zur Diagnose einer Lebensmittelallergie angeboten werden. Dabei wird in einem Bluttest der Spiegel von IgG-Antikörpern gegen Nahrungsmittel bestimmt. "Eine Bestimmung von IgG und IgG4-Antikörpern gegen Nahrungsmittel hat keinen diagnostischen Wert", betont Privatdozent Dr. med. Jörg Kleine-Tebbe, Berlin. Die Bildung von IgG-Antikörpern ist eine normale Reaktion auf bestimmte Lebensmittelbestandteile und wird deshalb häufig nachgewiesen – eben auch bei gesunden Menschen, die dann völlig ungerechtfertigte Ernährungseinschränkungen auf sich nehmen müssen.
Da viele Bundesbürger bei sich eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit vermuten, ist der Markt riesig, aber bei nur zwei Prozent handelt es sich tatsächlich um eine Allergie. "Der Nachweis ist nicht immer einfach", sagt Kleine-Tebbe, "deshalb werden viele Patienten ungeduldig. Aber wir können ihnen nur raten, kein Geld für dubiose IgG-Tests rauszuwerfen."
Reimund Freye