Dr. Karen Zoufal
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27.11.2020
Eine Studie aus Hessen ergab, dass die Sterberate durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen während des ersten Lockdowns zugenommen hat. Kardiologen rufen dazu auf, auch während der aktuellen Covid-19-Pandemie bei Herz-Kreislauf-Beschwerden medizinische Hilfe zu suchen und wichtige Arztbesuche nicht abzusagen.
In diesem Jahr sind zwischen dem 23. März und 26. April in Hessen acht bis zwölf Prozent mehr Menschen an Erkrankungen des Herzens oder des Herz-Kreislauf-Systems gestorben als in demselben Zeitraum im Vorjahr. Zudem erfolgten 35 Prozent weniger Eingriffe mit Herzkathetern. Dies ergab eine Auswertung von Daten aus 26 Kliniken, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Clinical Research in Cardiology“ veröffentlicht wurden.
Kardiologen nehmen an, dass die Patienten mit ihren Beschwerden möglicherweise zu spät den Notruf gewählt oder in die Klinik gekommen sind, weil sie fürchteten, sich dort mit Covid-19 zu infizieren. Aber auch eine Überlastung der Notaufnahmen, die Verschiebung geplanter Eingriffe sowie das Gebot, zu Hause zu bleiben, könnte dazu beigetragen haben. Sie halten es für sinnvoll, Patienten auch während der Beschränkungen darin zu unterstützen, sich bei Herz-Kreislauf-Beschwerden behandeln zu lassen.
Die Gesamtsterblichkeit war im Vergleich zum Vorjahr während des Lockdowns nur geringfügig um 2,6 Prozent angestiegen und ließ sich durch die Covid-19-Todesfälle begründen. Interessanterweise kam es in dieser Zeit zu weniger Schlaganfällen. Hier vermuten die Mediziner, dass diese unter Umständen aufgrund der besonderen Situation falsch oder gar nicht diagnostiziert wurden. Todesfälle durch andere Ursachen hatten ebenfalls abgenommen, möglicherweise weil es weniger Verkehrsunfälle und einen Rückgang der Kriminalität gab.
DOI: 10.1007/s00392-020-01780-0