SeniorenGesundheit

Herzinfarkt: Frühe Therapie rettet Leben

PEF  |  27.05.2024

Je schneller Herzinfarkt-Patienten behandelt werden, desto mehr Leben lassen sich retten. Und desto mehr Spätfolgen könnten verhindert werden. So lautet das Fazit eines Vortrages beim diesjährigen Fortbildungskongress Pharmacon der Bundesapothekerkammer in Meran/Südtirol.

Mann, hält seine Hände an die Brust.
Brustschmerzen sind bei Männern das zentrale Symptom eines Herzinfarkts. Bei Frauen kommt es hingegen öfter zu Übelkeit und Erbrechen, Angstgefühlen, Schweißausbrüchen oder  Schwindel.
© stevanovicigor/iStockphoto

„Jeder vierte Patient verstirbt vor dem Erreichen des Krankhauses“, berichtet Professor Dr. Klaus Bonaventura. Umso wichtiger sei es, Symptome für einen akuten Herzinfarkt (Akuter Myokardinfarkt) zu erkennen und dann den Notruf unter 112 zu alarmieren. „Zeit ist extrem wichtig. Zeit ist Muskeln.“ Damit meint der Chefarzt vom Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam, dass mit jeder Stunde Warten mehr Herzgewebe unwiederbringlich verloren geht. Mit zum Teil dramatischen Folgen „Etwa 50 Prozent der Patienten mit einem Myokardinfarkt versterben innerhalb von einem Jahr an den Folgen des Infarktes.“

Symptome unterscheiden sich bei Männern und Frauen

„Zu den Hauptsymptomen zählen Brustschmerzen“, erklärt der Kardiologe. Diese strahlen häufig in den linken Arm, aber auch in die Schulter und in den Nacken aus und werden von Kurzatmigkeit begleitet. Bei Männern gelten die Brustschmerzen als Hauptsymptom. Frauen leiden bei einem Herzinfarkt weniger darunter. Sie trifft oft Übelkeit und Erbrechen, Angstgefühle, Schweißausbrüche oder  Schwindel.

Für Kardiologen wie Bonaventura benötigt es drei Dinge, um einen akuten Herzinfarkt sicher zu diagnostizieren. Neben den bereits erwähnten Brustschmerzen weisen bestimmte Veränderungen im EKG darauf hin. „Diese Untersuchung erfolgt innerhalb von zehn Minuten nach dem medizinischen Kontakt“, berichtet der Experten. Als Drittes kommt der sogenannt Troponin-Wert hinzu. Dieser steigt immer an, wenn das Herz ausgewöhnlichen Belastungen ausgesetzt ist.

„Spätestens 30 Minuten, nachdem die Patienten unsere Klinik erreicht haben, nehmen wir eine Katheteruntersuchung vor“, ergänzt Bonaventura. In vielen Fällen verursachen verengte Blutgefäße einen Herzinfarkt. Diese Untersuchung entdeckt nicht nur die auslösenden Engstellen. Mithilfe eines Spezialballons dehnen sie diese wieder aus und setzen einen Stent, der das Gefäß offenhält. Dabei handelt es sich um ein spezielles Drahtgeflecht. Dieses ist heutzutage immer mit speziellen Medikamenten beschichtet damit sich auf dem Stent keine neuen Ablagerungen bilden

Neben Schmerz- und bei Bedarf Beruhigungsmitteln erhalten die Infarktpatienten direkt drei Medikamentengruppen. Acetylsalicylsäure (ASS) verdünnt vereinfacht gesagt das Blut und sorgt für einen besseren Fluss. Sogenannte Thrombozytenaggregationshemmer verhindern, dass sich erneut Blutgerinnsel bilden. Statine senken das schädliche LDL-Cholesterin und wirken erneuten Verengungen in den Gefäßen entgegen.

Medikamente müssen dauerhaft eingenommen werden

Den Einsatz von Thrombozytenaggregationshemmer empfehlen die aktuellen Behandlungsleitlinien für zwölf Monate, die Therapie von ASS und von Statinen ein Leben lang. Vor allem den raschen und langen Einsatz von letzteren findet Bonaventura unheimlich wichtig. Sie senken nicht nur das schädliche LDL-Cholesterin, sondern verhindern auch weitere Infarkte und Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Leiden. „Die Evidenz ist überwältigend“, so der Experte. Bei Bedarf, etwa falls zusätzlich noch eine Herzschwäche auftritt, kommen noch weitere Arzneimittel hinzu.

Infarkt-Patienten können auch selbst einiges für sich tun. Bonaventura: „Es gibt kein Medikament, das so wirksam ist, wie regelmäßige körperliche Aktivität.“ Der Kardiologe weiß, dass dies den Patienten oft nicht leichtfällt. „Einige von ihnen haben in ihrem Leben noch kein Paar Turnschuhe besessen“, erzählt der Potsdamer Mediziner. Es müssten auch keine Höchstleistungen sein. Aktuelle Studien zeigen, dass bereits 7.000 Schritte am Tag einen großen Effekt für die Gesundheit besitzen. Wer nicht weiß, wieviel er unterwegs ist: Jedes Smartphone misst heutzutage die Gehstrecke. Und wem die Motivation etwas schwerfällt, dem empfiehlt Bonaventura die Anschaffung eines Hundes. Denn wer regelmäßig Gassi geht, sorgt quasi automatisch für seine Fitness.

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