ZOU/RF
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04.06.2021
In der vorliegenden Studie wurde beobachtet, dass das Demenzrisiko bei Männern höher war, wenn sie Medikamente einnahmen, die die Rückgewinnung von Gallensäuren im Darm blockieren, wodurch der Cholesterinspiegel im Blut sinkt. Die Forscher gehen davon aus, dass der Abbau von Cholesterin zu Gallensäuren Signalwege im Gehirn beeinflussen könnte, die einen Effekt auf das Fortschreiten von Demenz haben. Dieser Effekt scheint geschlechterspezifisch zu sein, denn er wurde nur bei Männern beobachtet. Die Studie ist in der Zeitschrift „PLOS Medicine“ erschienen.
Bisher ist wenig darüber bekannt, auf welche Weise ein hoher Cholesterinspiegel im Blut das Risiko für Demenz erhöht. Das Verständnis der zugrundeliegenden Prozesse kann jedoch die Grundlage für neue Medikamente bilden. „Um diese Ergebnisse weiter zu untermauern, testen wir derzeit, ob zugelassene Medikamente für andere Krankheiten, die fehlerhafte Signalübertragungen von Gallensäuren im Gehirn korrigieren können, als Behandlung für die Alzheimer-Krankheit und verwandte Demenz-Erkrankungen geeignet sein könnten“, sagte der Neurowissenschaftler Dr. Madhav Thambisetty.
Die Forscher hatten Daten von mehr als 1800 Teilnehmern aus zwei prospektiven Studien ausgewertet, um zu untersuchen, ob der Cholesterinstoffwechsel mit Gehirnveränderungen zusammenhängt, die für Demenz typisch sind. Dann haben sie die Wirkung von Gallensäurebindern auf das Fortschreiten von Demenz bei mehr als 26.000 Patienten verfolgt und in 29 Autopsieproben untersucht, ob die Gallensäurespiegel im Gehirn von Alzheimer-Patienten verändert sind.
Gesundheitsrisiken durch einen hohen Cholesterinspiegel auf das Herz-Kreislauf-System und das Gehirn sind lange bekannt. Cholesterin erfüllt jedoch auch wichtige Aufgaben. U.a. stellt der Körper daraus die für die Verdauung wichtigen Gallensäuren her. Einige Medikamente zur Senkung des Cholesterinspielgels machen sich diesen Ablauf zunutze, indem Sie dafür sorgen, dass verstärkt Gallensäuren ausgeschieden werden. Diese muss der Körper dann unter Verbrauch von Cholesterin nachproduzieren, und der Cholesterinspiegel sinkt.
Quelle: DOI 10.1371/journal.pmed.1003615