06.12.2019
Dass hohe Cholesterinwerte die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, ist wissenschaftlich gut belegt. Inwiefern das Alter dabei eine Rolle spielt, hat eine internationale Forschergruppe nun anhand von Daten von knapp 400.000 Personen untersucht. Die Teilnehmer waren zu Beginn des Beobachtungszeitraums durchschnittlich 51 Jahre alt und wurden im Schnitt 13,5 Jahre begleitet. Zu Beginn der Studie wurde einmalig ihr sogenanntes non-HDL-Cholesterin im Blut bestimmt. Dazu zählen Mediziner alle Cholesterol-Arten außer dem als gut eingestuften HDL-Cholesterin.
Wie die Autoren um Dr. Fabian Brunner und Dr. Christoph Waldeyer vom universitären Herz- und Gefäßzentrum UKE Hamburg berichten, kam es während dieser Zeit zu insgesamt gut 54.500 kardiovaskulären Ereignissen. Die Höhe des Cholesterinspiegels hing dabei direkt mit dem Alter und dem Herz-Kreislauf-Risiko zusammen: Dieses war umso höher, je jünger die Teilnehmer mit einem erhöhten non-HDL-Cholesterinspiegel waren.
Beispielsweise betrug die Wahrscheinlichkeit, bis zum Alter von 75 Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, bei Menschen unter 45 Jahren mit einem non-HDL-Wert zwischen 3,7 und 4,8 mmol/l und zwei weiteren Herz-Kreislauf-Risikofaktoren für Frauen 16 und für Männer 29 Prozent. Bei Menschen ab 60 Jahren mit denselben Charakteristika lagen die Wahrscheinlichkeiten dagegen nur noch bei 12 bzw. 21 Prozent. Gelänge es Patienten im Alter unter 45 Jahren, ihren non-HDL-Wert zu halbieren, würde das Risiko für Frauen auf 4 Prozent und für Männer auf 6 Prozent sinken, errechneten die Autoren.
Langzeiteinnahme von Statinen noch nicht erforscht
Eine so starke Senkung des non-HDL-Cholesterols sei jedoch nur mit einer langfristigen medikamentösen Therapie zu erreichen, kommentiert Professor Dr. Jennifer Robinson von der University of Iowa. Das würde in aller Regel die jahrelange Einnahme sogenannter Statine bedeuten. Die Sicherheit dieser Cholesterinsenker sei jedoch in Studien maximal über sieben Jahre untersucht worden – und nicht über Jahrzehnte. Der mögliche Nutzen einer so langen Behandlung müsse daher ins Verhältnis zu ihrem potenziellen Schaden aufgrund von unerwünschten Arzneimittelwirkungen gesetzt werden. Dies müsse aus Sicht der Forscherin erst noch untersucht werden, bevor Empfehlungen ausgesprochen werden.
am/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK