13.03.2017
Frauen, die jedes Jahr zur Krebsfrüherkennung beim Gynäkologen gehen, erkranken um 90 Prozent seltener Gebärmutterhalskrebs als Frauen, die diese Untersuchung niemals wahrnehmen. Damit ist diese Krebsfrüherkennung in Deutschland die erfolgreichste Krebsfrüherkennung überhaupt. Ärzte und Krankenkassen haben nun ein neues Programm zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs auf den Weg gebracht. Frauen ab 35 Jahre sollen nur noch alle drei Jahre einen Krebsabstrich bekommen – dafür kommt ein neuer Test dazu.
Bei der jährlichen Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen wird unter anderem am Muttermund ein Abstrich entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Seit einigen Jahren ist es möglich, mit einem erweiterten Test Humane Papillomaviren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs auslösen können, nachzuweisen. Diesen HPV-Test bezahlen die Krankenkassen aber nur, wenn der Abstrich einen auffälligen Befund gezeigt hat. Das soll sich nun ändern. Frauen, die älter als 35 Jahre sind, haben weiterhin den Anspruch auf die jährliche Untersuchung bei ihrem Frauenarzt, bei der die Brust, die Eierstöcke, die Gebärmutter und der gesamte Intimbereich untersucht werden. Für den Krebsabstrich vom Gebärmutterhals wird das Intervall verlängert: Der Abstrich wird nur noch alle drei Jahre angeboten werden. Allerdings tritt jetzt zu der Zelluntersuchung unter dem Mikroskop ein HPV-Test hinzu.
„Es war für alle Beteiligten sehr schwierig, einen Konsens zu finden, der den Frauen am meisten nutzt, die größte Sicherheit und Zuverlässigkeit bietet und trotzdem so selten wie möglich Fehlalarm auslöst“, erklärt Prof. Dr. med. Klaus J. Neis auf der Pressekonferenz des FOKO, des größten jährlichen Frauenärztekongresses Deutschlands. Denn ein HPV-Test birgt einige Probleme: Zum einen ist bei jungen Frauen die HPV-Infektionsrate sehr hoch, die Infektion heilt aber in den meisten Fällen nach einem bis anderthalb Jahren aus. Ein HPV-Test würde hier in der Mehrzahl der Fälle nur blinden Alarm auslösen. Anders sehe es aus bei Frauen über 35 Jahre. Hier seien Neuinfektionen seltener, so dass der Virusnachweis darauf hindeutet, dass es sich um eine Infektion handeln könnte, die nicht von allein ausheilt. Die Einführung des HPV-Tests in die Routineuntersuchung und der verlängerte Untersuchungsintervall sollen daher vor allem dafür sorgen, die Diagnose zu verbessern. Die neue Krebsfrüherkennung wird eingeführt, sobald das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen einen Patienten-Flyer dazu fertiggestellt hat.
FOKO/NK