04.10.2016
Jeder Mensch beherberge einen einmaligen Satz von Genen, die ihm dabei helfen, auf Infektionen zu reagieren, erläutern die Immunlogen vom VIB, einem Forschungsinstitut für Biotechnologie in Gent, Belgien. Neuere Studien belegten jedoch, dass unsere Vergangenheit und Umgebung, also wo und mit wem wir zusammen leben, für 60 bis 80 Prozent der Unterschiede zwischen den individuellen Ausprägungen der Immunabwehr verantwortlich seien. Nur der verbleibende Rest ist demnach dem Erbgut zuzuschreiben. „Die Vielfalt ist nicht allein in unserem Erbgut programmiert – sie entsteht dadurch, wie unsere Gene auf die Umwelt reagieren“, sagt Adrian Liston, Hauptautor der Studie.
Langzeitinfektionen seien für die meisten Unterschiede zwischen verschiedenen Immunsystemen verantwortlich, so die Forscher. Hat eine Person zum Beispiel Herpes oder Gürtelrose, haben die Viren mehr Möglichkeiten, mit dem Immunsystem zu interagieren. Dies verändere nach und nach die zelluläre Zusammensetzung der Immunabwehr. Es mache sie sensibler für diese speziellen Viren, während andere Krankheitserreger die Abwehr leichter überwinden könnten, erläutern die Forscher. Bei Personen, die lediglich hin und wieder an einer Erkältung oder Fieber erkrankten, bleibe das Immunsystem dagegen über die Zeit relativ stabil.
Studien von Menschen, die zusammenleben, haben belegt, dass Luftqualität, Ernährung, Stresspegel, Schlafrhythmen und der Lebensstil einen stark vereinenden Effekt auf das Immunsystem haben. So sind sich die Immunsysteme von Paaren, die zusammenleben, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ähnlicher. In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler nun untersuchen, wie sich mit einer veränderten Umgebung das Immunsystem gezielt formen lassen könnte, um so die Gesundheit zu beeinflussen. Wichtig sei zudem, zu verstehen, wie sich das Immunsystem mit zunehmendem Alter verändere.
HH