19.01.2017
Allergien haben sich in den vergangenen Jahren zu einer wahren Volkskrankheit entwickelt: Etwa jeder Dritte leidet in Deutschland unter allergische Erkrankungen. Dr. Bettina Hauswald, Hals-Nasen-Ohren-Ärztin in Dresden, warnt davor, Heuschnupfen & Co. zu verharmlosen. Wie sie behandelt werden können, erläuterte die Expertin auf einer Fortbildungsveranstaltung der Bundesapothekerkammer in Schladming, Österreich.
Die meisten Allergiker in Deutschland leiden unter einer Pollenallergie (86 Prozent), 41 Prozent reagieren auf Tierhaare, 38 Prozent auf Hausstaub und 14 Prozent auf Schimmelpilze. „Eine Allergie ist keine Bagatellerkrankung“, mahnte Hauswald. Die Symptome, allen voran der allergische Schnupfen, Asthma Bronchiale oder Ekzeme, belasten die Betroffenen und können den Alltag stark einschränken. So gebe es mittlerweile zahlreiche Studien, die belegen, dass sich Verkehrsunfälle während der Heuschnupfen-Saison häufen und dass Schüler, die unter einer Allergie leiden, bei Prüfungen schlechter abschneiden. „Daher empfehle ich meinen Patienten so schnell wie möglich eine Immuntherapie, wenn die Allergie eindeutig diagnostiziert wurde“, sagte die HNO-Ärztin.
Wichtig für die Therapie sei zunächst eine Allergenkarenz: Betroffene sollen also versuchen, den Kontakt mit den Allergenen so gut wie möglich zu meiden. Anschließend folgt eine spezifische Immuntherapie, häufig auch Hyposensibilisierung genannt. Dabei wird der Patient in der Arztpraxis in regelmäßigen Abständen mit der allergieauslösenden Substanz konfrontiert. Dieser kontrollierte Kontakt soll dazu führen, dass sich der Körper an das Allergen gewöhnt und seine Überempfindlichkeit verliert. Bei der spezifischen Immuntherapie wird unterschieden zwischen:
- subkutane Immuntherapie (SCIT): Dabei erhält der Patient die Allergene subkutan, also durch eine vom Arzt verabreichte Spritze unter die Haut. Diese Therapie wird in regelmäßigen Abständen von etwa vier bis sechs Wochen über mehrere Jahre durchgeführt.
- sublinguale Immuntherapie (SLIT): Hier erhält der Patient die Dosis in Form von Tabletten oder Tropfen unter die Zunge. Der Patient nimmt das Allergen dabei täglich zu sich, ein Besuch in der Arztpraxis ist nach Einleitung der Therapie nicht erforderlich.
Für beide Therapieformen ist die Wirksamkeit belegt. Da es die SCIT zur Behandlung von Allergien jedoch schon deutlich länger gibt als die SLIT, ist diese Therapie entsprechend besser untersucht. „In meiner täglichen Praxis zeigt aber auch die SLIT gute Ergebnisse“, sagte Hauswald. Gerade für Kinder, die Angst vor Spritzen haben, sei diese Form der Immuntherapie eine gute Alternative.
NK