Natascha Koch
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18.02.2021
Schmerzen, Kontrollverlust, die ungewohnte Umgebung und mitunter auch Todesangst verursachen bei Patienten auf der Intensivstation enormen Stress. Die Erfahrungen begleiten einige noch lange nach Verlassen des Krankenhauses. „In meinen früheren Untersuchungen habe ich bereits gesehen, wie wirksam es sein kann, Menschen durch Hypnose ein starkes Gefühl der Sicherheit zu vermitteln – und das sogar über die tatsächliche Hypnosesituation hinaus“, sagt die Psychologin Dr. Barbara Schmidt von der Universität Jena.
Positive Suggestionen bauen Stress ab
In einer neuen Studie hat die Forscherin herausgefunden, dass dies auch für Patienten auf der Intensivstation gilt, die mit einer Atemmaske beatmet werden müssen. Dieser ungewohnte Vorgang wird oft als sehr bedrohlich und unangenehm wahrgenommen. Durch die hypnotische Suggestion verbesserte sich bei den Patienten schon nach nur 15 Minuten das Wohlbefinden spürbar, während Angst und Stress zurückgingen.
„Wir führen den Patienten in einen hypnotischen Zustand, indem wir ihm beispielsweise sagen, dass er sich auf seine Atmung konzentrieren soll und dass ihm die Maske dabei helfe“, erläutert Schmidt. Dabei wird auch das Umfeld der Intensivstation berücksichtigt und störende Reize werden positiv umgedeutet: „So sind piepende Monitore keine angsteinflößenden Geräusche mehr, sondern Zeichen dafür, dass sich hier sehr gut um die Patienten gekümmert wird und alles dafür getan wird, damit sie so schnell wie möglich wieder gesund werden“, erklärt die Psychologin.
Hypnose steht als Audio-Datei zur Verfügung
Um in der aktuellen Corona-Situation die Intensivstationen zu unterstützen und Patienten die suggestive Therapie per Kopfhörer zukommen zu lassen, hat Schmidt einen entsprechenden Text als Audio-Datei eingesprochen und veröffentlicht. Ungarische Kollegen haben mit diesem Text bereits sehr gute Ergebnisse erzielt: „So konnten sie etwa die Dauer des Aufenthalts auf der Intensivstation und der künstlichen Beatmung dank der Suggestion verkürzen“, informiert die Jenaer Psychologin. Die Audio-Datei könne Schmidt zufolge ohne Bedenken oder vorherigen Kontakt zu einem Hypnotherapeuten an Patienten weitergegeben werden.