02.06.2017
Viele Menschen verbringen täglich mehrere Stunden im Internet, etwa um mit anderen zu kommunizieren oder zu shoppen. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass es bei manchen Menschen, die besonders häufig das Internet nutzen, offenbar zu körperlichen Veränderungen kommen kann, wenn sie offline gehen.
Schalten Menschen mit problematisch hoher Internet-Nutzung Smartphone oder Computer aus, regt sie das auf. Wie die Studie zeigte, stiegen Herzfrequenz und Blutdruck der Teilnehmer, und sie fühlten sich unruhig, berichtet das Forscherteam aus Großbritannien und Italien im Online-Fachjournal PLOS ONE. „Wir wissen schon seit längere Zeit, das Menschen, die übermäßig abhängig von digitalen Geräten sind, von Unruhegefühlen berichten, wenn sie diese nicht mehr benutzen dürfen“, sagt Professor Phil Reed von der Swansea University in Großbritannien. „Aber jetzt können wir sehen, dass dies psychologischen Effekte von tatsächlichen physiologischen Veränderungen begleitet werden.“
Bei Menschen, deren digitales Verhalten problematisch war, stiegen Herzrate und Blutdruck direkt nach Ende der Internet-Nutzung im Durchschnitt um drei bis vier Prozent im Vergleich zu Werten vor der Internet-Session an - in manchen Fällen sogar um das Doppelte. Obwohl dieser Anstieg nicht lebensbedrohlich sei, könne er mit dem Aufkommen von Unruhe assoziiert sein, sagen die Forscher, sowie mit Veränderungen des Hormonsystems, die sich auf die Immunreaktion auswirken könnten. Beides gemeinsam, die physiologischen Veränderungen und der Anstieg von Unruhe, deuteten auf einen Zustand hin, ähnlich dem eines Entzugs, wie er bei vielen „sedativen“ Drogen, wie Alkohol, Cannabis oder Heroin zu sehen sei. Er sei möglicherweise auch dafür verantwortlich, dass manche Menschen das Bedürfnis verspüren, sich mit ihren digitalen Geräten zu beschäftigen, um unangenehme Gefühle zu reduzieren. Ob es sich bei einer problematischen Internetnutzung jedoch tatsächlich um eine Sucht handle, müsse sich erst noch herausstellen.
HH