21.03.2016
In Deutschland fehle eine Präventionskultur, um Übergewicht und damit häufig einhergehende Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und hohen Blutfettwerten vorzubeugen, so Professor Dr. Hans Hauner, Lehrstuhl für Ernährungsmedizin an der TU München. Dazu beitragen könne täglich eine Stunde Sport und ein ausgewogenes Schulessen nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), konstatierte ein Expertengremium bei einer Konferenz der «Stiftung Rufzeichen Gesundheit!».
Bisherige Bemühungen, die Zahl übergewichtiger Kinder durch gezielte Maßnahmen an Schulen zu senken, zeigen nach Meinung der Experten kaum eine wissenschaftlich nachweisbare Wirkung. Wichtiger als die Verhaltens- sei eine Verhältnisprävention: Anstatt Kindern zu sagen, sie sollen sich mehr bewegen oder sich gesund ernähren, müsse man vielmehr die Voraussetzungen dafür schaffen. Dazu gehöre zum Beispiel, mehr Sportlehrer einzustellen oder für eine Umgebung zu sorgen, in der sich Kinder automatisch gerne bewegen.
Auch ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel in Kindersendungen sei eine geeignete Maßnahme. In Belgien und Schweden gebe ein solches Verbot, heißt es in der Pressemeldung. Dort sind 8,5 beziehungsweise 10,9 Prozent der Kinder unter zehn Jahren übergewichtig oder fettleibig, in Deutschland dagegen 16 Prozent. Auch zwischen gesteigertem Medienkonsum und Übergewicht gebe es einen Zusammenhang. In Familien, in denen beim Essen ferngesehen wird oder im Kinderzimmer ein eigener Fernseher steht, sind Kinder häufiger übergewichtig.
Einig waren sich die Experten, dass die Schule ein geeigneter Platz für Präventionsmaßnahmen ist. Der Erfolg schulbasierter Präventionsprogramme solle regelmäßig überprüft werden.
PZ/IW