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08.11.2023
25 Prozent der erwachsenen Menschen in Deutschland fühlen sich sehr einsam. Dieses Gefühl hängt jedoch nicht mit der Anzahl der sozialen Kontakte zusammen, denn Menschen zwischen 60 und 69 Jahren fühlen sich trotz weniger Kontakte zu anderen mit 21 Prozent seltener einsam als Menschen zwischen 18 und 59 Jahren, von denen 26 Prozent einsam sind. Die meisten Menschen glauben, dass Einsamkeit in den letzten zehn Jahren zugenommen hat.
Stark von Einsamkeit betroffen sind Menschen mit Depression: Mehr als die Hälfte von ihnen (53 Prozent) fühlt sich einsam. In depressiven Phasen fühlen sich von ihnen 84 Prozent wie abgeschottet von der Umwelt, 58 Prozent haben dann nur maximal vier Sozialkontakte pro Tag. Doch auch hier spielen die Sozialkontakte nur eine untergeordnete Rolle: Auch von den Betroffenen mit mehr als vier Sozialkontakten und trotz Unterstützung aus dem privaten Umfeld fühlten sich 43 Prozent einsam.
Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention, sagte: „Sogar im Kreise der Familie oder unter Freunden haben viele Menschen in der depressiven Krankheitsphase das quälende Gefühl, von Umwelt und Mitmenschen abgeschnitten zu sein. Sie fühlen sich isoliert, wie hinter einer Milchglasscheibe, und können bei schweren Depressionen keine Liebe oder Verbundenheit empfinden. Oft wird übersehen, dass Depressionen mehr als eine Reaktion auf schwierige Lebensumstände sind, sondern eine eigenständige Erkrankung. Das Gefühl der Einsamkeit ist ein Symptom der Depression und weniger deren Ursache.“
Er empfiehlt: „Lassen Sie sich beim Hausarzt, Psychiater oder Psychologischen Psychotherapeuten behandeln. Nach dem Abklingen der Depression haben Sie wieder Lust und Energie, um Ihre sozialen Kontakte zu pflegen. Auch Nähe und Zuneigung können Sie dann wieder empfinden.”
Quelle: Deutschland-Barometer Depression 2023