05.08.2016
Frauen bewerten sich im Berufsleben zu kritisch – das bestätigt eine Studie der Internationalen Hochschule Bad Honnef Bonn (IUBH). Die Zweifel sind jedoch häufig unbegründet: Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen ihre eigenen Stärken weit niedriger bewerten als ihr direktes Umfeld.
Die Wissenschaftler hatten für die Studie Daten von mehr als 1.000 Mitarbeitern untersucht. Sie zeigen, dass grundsätzlich sowohl Männer als auch Frauen bei der Einschätzung ihrer beruflichen Kompetenzen zur Selbstkritik tendieren – bei Frauen ist diese Neigung aber deutlich höher. Sie stufen sich insbesondere in Bereichen, die extrovertiertes und strategisches Verhalten erfordern – z.B. in puncto Verhandlungsgeschick, Verkaufstechnik oder Gesprächsführung – selbstkritischer ein als ihre männlichen Kollegen. Männliche Teilnehmer neigen dagegen in kommunikativen Bereichen wie Einfühlungsvermögen oder Kunden- und Dienstleistungsorientierung eher zur leichten Selbstüberschätzung.
Die Selbstkritik der Teilnehmer scheint unbegründet. Insbesondere Frauen werden von ihrem direkten Umfeld, zum Beispiel von Kollegen und Vorgesetzten, positiv wahrgenommen – die Differenz zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung ist bei ihnen um rund ein Drittel höher als bei Männern. Auch ihre tatsächlichen Kompetenzen wurden in der Studie deutlich höher gemessen, als sie diese selbst einschätzten. Frauen könnten sich durch unbegründete Selbstkritik auf ihrem Karriereweg im Weg stehen, meint Prof. Dr. Kurt Jeschke. „Weil sie ihre Kompetenzen selbst eher niedrig einstufen, halten sie sich bei Gehaltsverhandlungen oder bei der Bewerbung um Führungspositionen stärker zurück als ihre männlichen Kollegen", so Jeschke. Den Ergebnissen zufolge dürfen sich Frauen aber durchaus mehr zutrauen, so das Fazit der Studie.
NK