22.08.2018
Im Vergleich zu früheren Generationen verbringen Teenager heute mehr Zeit online und weniger mit traditionellen Medien wie Büchern, Zeitschriften oder dem Fernsehen, so das Ergebnis, das im Fachblatt Psychology of Popular Media Culture veröffentlicht wurde. „Um das Jahr 2015 gab der durchschnittliche amerikanische Zwölftklässler an, etwa zwei Stunden pro Tag mit SMS oder ähnlichen Diensten zu verbringen, etwas mehr als zwei Stunden im Internet inklusive Spielen und etwas unter zwei Stunden in sozialen Medien“, berichtet Jean M. Twenge, Psychologie-Professorin an der San Diego State University. Das mache insgesamt sechs Stunden pro Tag für nur drei Aktivitäten mit digitalen Medien. Bei Zehntklässlern waren es fünf Stunden, bei Achtklässlern vier. Mit zunehmender Zeit in der digitalen Welt sank auch die Zeit, die Teenager mit traditionelleren Medien verbrachten. Besonders drastisch war dies beim Lesen zu sehen: Einer von drei Teenagern hatte innerhalb eines Jahres kein einziges Buch zum eigenen Vergnügen gelesen, auch kein E-Book. Das seien fast dreimal so viele wie in den Siebzigerjahren.
Von dem steilen Rückgang beim Lesen waren die Forscher überrascht. „Es ist so bequem, Bücher und Zeitschriften auf elektronischen Geräten wie Tablets zu lesen“, erläutert Twenge. Man müsse sich nirgendwo hinbewegen, sondern könne die Lektüre einfach herunterladen und anfangen zu lesen. „Trotzdem ist das Lesen deutlich zurückgegangen“, so die Psychologin. Dies lasse die nächste Generation von Schülern und Studenten in einem neuen Licht erscheinen. Wie schwierig müsse es etwa für künftige Studierende sein, allein fünf Seiten eines 800-seitigen Lehrbuchs zu lesen, wenn man es gewohnt sei, innerhalb von Sekunden von einer digitalen Aktivität zur nächsten zu wechseln. „Das verdeutlicht die Herausforderungen, denen Studierende und Lehrende in der heutigen Zeit gegenüberstehen“, sagt Twenge. Junge Leute seien nicht weniger intelligent, ihnen fehle jedoch die Erfahrung, sich über längere Zeiträume zu konzentrieren und lange Texte zu lesen, sorgt sich die Wissenschaftlerin. Dies jedoch sei essentiell, um komplexe Sachverhalte zu verstehen und kritisches Denken zu entwickeln.
Die Wissenschaftler hatten Daten aus jährlich durchgeführten, repräsentativen Stichproben von etwa 50.000 US-Schülern der achten, zehnten und zwölften Klasse ausgewertet. Für die aktuelle Studie hatten sie Umfrageergebnisse von 1976 bis 2016 miteinander verglichen.
HH