Psyche

Wie Julia Engelmanns Gedichte entstehen

aponet.de  |  01.05.2023

Ihre Gedichte und Songtexte sprechen jüngere wie ältere Menschen an. Im Gespräch mit dem Apotheken Magazin beschreibt Julia Engelmann die heilsame Kraft des Schreibens und wie ihre Gedichte entstehen.

Julia Engelmann
Der erste Gedanke für ein Gedicht taucht oft ganz zufällig irgendwo auf, sagt Julia Engelmann.
© Calvin Mueller

Julia Engelmanns Texte handeln von Glück, Freundschaft, Verletzlichkeit und Scheitern. Als Basis ihres Denkens und Schreibens beziehungsweise als eine Art Lebensphilosophie nennt Engelmann einen Text von Rainer Maria Rilke. „Es gibt ein Gedicht von Rilke, das mich seit Jahren begleitet, und das ich in meinem engeren Umfeld schon jedem, der in einer Krise war, vorgelesen habe. Es heißt ‚Über die Geduld‘, und es geht darin um Veränderung, Zuversicht und nichts zu drängen. Nicht partout sofort alle Antworten finden zu wollen, sondern die Fragen zu leben. Dann lebt man eines Tages von ganz allein in die Antworten hinein. Diesen Ansatz finde ich schön.“

Letztendlich trägt diese Art, die Aufgaben des Lebens bewältigen zu können, auch dazu bei, die Ideen für ihre Gedichte zu finden. „Der erste Gedanke taucht oft ganz zufällig irgendwo auf. Dann schreibe ich ihn mir auf, und wenn ich anschließend merke, dass mich das Thema beschäftigt, es mich berührt oder mir viel dazu einfällt, dann braucht es einfach Zeit und Arbeit. Für mich heißt schreiben nie, sofort ein Gedicht zu schreiben. Es geht vielmehr darum, sich den Raum zu geben, um einmal zu schauen, was so in einem herumschwirrt.“ Schreiben ist für sie also ein Prozess, Gedanken und Problemlösung sind im Fluss.

Engelmann weiß aus Erfahrung: „Schreiben hat etwas Heilsames. Wenn man etwas versprachlichen, also in Worte fassen kann, kann das sehr entlastend sein. Dass Schreiben beim Verarbeiten hilft, belegen auch Studien.“ Deshalb gibt sie auch Schreib-Workshops etwa in der Bremer Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Bei meinen Schreib-Workshops handelt es sich um einen wertfreien Raum. Es gibt kein Richtig und am Ende hat einer gewonnen. Niemand muss das, was er geschrieben hat, teilen. Es ist etwas sehr Intimes, Persönliches, Geschütztes. Ich erlebe Menschen, die sagen: »Ich habe noch nie geschrieben, und eigentlich weiß ich gar nicht, ob ich mir da heute etwas von erhoffe.« Und manchmal sind das genau die, die am Ende den Stift gar nicht absetzen wollen. Wenn ich Feedback gebe, ist es ein bestärkendes, zum Beispiel, wenn jemand schöne Worte gefunden hat. Es ist ein ‚Ich höre dich, ich nehme dich wahr‘.“

Das komplette Interview mit Julia Engelmannlesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Apotheken Magazins vom 1. Mai 2023. Online lesen Sie das Interview ab dem 15.5. 2023 hier. Viele weitere Interviews mit Prominenten rund um die Gesundheit gibt es ebenfalls bei aponet.de.

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