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Augen auf, Ohren zu? Konzentriertes Schauen macht kurzzeitig taub

09.12.2015

Wenn der Zeitung lesende Partner nicht auf Fragen reagiert oder man das Gefühl hat, man könnte statt mit seinem fernsehenden Kind auch mit der Zimmerpflanze reden, hat das nicht zwingend etwas mit aktivem Ignorieren zu tun. Einer neuen Studie zufolge machen visuelle Tätigkeiten taub für die Umgebung.

Wer besonders konzentriert die Zeitung liest, blendet unter Umständen seine Umwelt aus.
© WavebreakMediaMicro - Fotolia.com

Konzentrieren wir uns auf etwas, das wir mit den Augen wahrnehmen – ein Buch, ein Handy, ein Computerspiel oder den Fernseher – macht uns das offenbar für den Moment taub gegenüber Geräuschen in normaler Lautstärke. „Wenn Freiwillige eine visuell anspruchsvolle Aufgabe durchführten, waren sie nicht in der Lage, Geräusche zu hören, die sie normalerweise hören würden“, erklärt Dr. Maria Chait vom University College London. Dies deute darauf hin, dass sich Hör- und Sehsinn begrenzte neuronale Ressourcen teilen. Gemeinsam mit Kollegen war die Hörforscherin der Frage nachgegangen, warum so viele Menschen offenbar nichts mehr hören, wenn sie sich auf visuelle Aufgaben konzentrieren. Gehirn-Scans der 13 Studienteilnehmer zeigten, dass diese die Töne nicht nur ignorierten oder herausfilterten, sondern sie tatsächlich nicht hörten. Mussten sich die Teilnehmer sehr auf eine visuelle Aufgabe konzentrieren, reagierte das Gehirn weniger stark auf Geräusche und es fiel ihnen schwerer, deutlich hörbare Töne auszumachen, die sie bei einer leichteren Aufgabe erkannten.

Die Studie, deren Ergebnisse im Journal of Neuroscience veröffentlicht wurden, könnte erklären, wie es zu dem weit verbreiteten Alltagsphänomen der sogenannten Unaufmerksamkeits-Taubheit kommt. Diese ist dann im Spiel, wenn Menschen, die sich auf etwas anderes konzentrieren, nicht auf Ansprache reagieren. Es könnte auch die Ursache dafür sein, dass man die Haltestellen-Ansage in der Bahn oder im Bus überhört, wenn man sich mit dem Handy beschäftigt oder etwas liest. In bestimmten Situationen könne die kurzzeitige Taubheit aber auch gefährlich werden, warnen die Wissenschaftler. Zum Beispiel wenn ein Chirurg, der sich auf eine Operation konzentriert, nicht hört, wenn Geräte piepen oder Fußgänger, die auf ihrem Handy tippen, ihre Umgebung nicht mehr wahrnehmen. Zwar dürfte ein lautes Geräusch, wie ein Martinshorn oder eine Hupe laut genug sein, um selbst hier noch durchzudringen. Anders könnte es jedoch für leisere Geräusche, wie dem einer Fahrradklingel oder eines Automotors, sein, so die Forscher.

HH

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