30.06.2014
Schwere Krankheiten belasten Angehörige, doch enger Zusammenhalt hilft: Eine neue Studie aus Münster weist darauf hin, dass gut funktionierende Familienbande Kinder von Krebspatienten vor emotionalen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten schützen können.
Bei der jetzt in der Fachzeitschrift „Cancer“ publizierten Studie füllten Mitglieder von 235 Familien in Deutschland, in denen mindestens ein Elternteil an Krebs erkrankt ist, Fragebögen zu emotionaler Gesundheit und psychischen Auffälligkeiten aus. Je schlechter Eltern und Kinder die familiären Beziehungen einstuften, desto häufiger litten die Kinder unter Problemen, erläutert Studienleiterin Dr. Birgit Möller von der münsterschen Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie. „Selbst krankheitsbezogene Faktoren wie die Krebsform und die spezifische Behandlung haben keinen so großen Einfluss.“
Möller rät daher, in solchen Familien parallel zur Krebsbehandlung auf Defizite bei den Familienstrukturen, auf psychische Probleme bei Kindern und auf Depressionen bei Elternteilen zu achten. Risikofamilien könne dadurch gezielt Hilfe angeboten werden. „Die meisten Kinder und Jugendlichen kommen mit der Erkrankung eines Elternteils gut zurecht“, sagt sie. „Bei manchen führt die hohe Belastung aber zu psychosozialen Problemen. Um gefährdete Familien davor zu schützen, ist es wichtig, Risikofaktoren rechtzeitig zu erkennen.“ Rund 21 Prozent aller Krebspatienten sind bei der Diagnose zwischen 25 und 54 Jahren alt, viele von ihnen haben in ihrem Haushalt abhängige Kinder. Verglichen mit dem Bevölkerungsdurchschnitt zeigen Kinder von Krebspatienten häufiger emotionale Probleme und Verhaltensauffälligkeiten.
RF