Dr. Karen Zoufal
|
04.03.2021
Eine Auswertung des Hamburgischen Krebsregisters zeigt, dass sich der Anteil derjenigen, die fünf Jahre nach ihrer Krebs-Diagnose noch am Leben sind, je nach Stadtteil um bis zu 15 Prozent unterschieden kann. Das berichten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „The Lancet Regional Health – Europe 2021“.
Studien aus vielen Ländern haben bereits gezeigt, dass das Krebsüberleben in erheblichem Maße auch von den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen abhängt. Dabei wurden aber meist ganze Länder, größere Regionen oder Städte miteinander verglichen. Am Beispiel von Hamburg zeigen Wissenschaftler nun, dass es auch innerhalb von Großstädten deutliche Unterschiede gibt: Je höher der sozioökonomische Status eines Stadtteils war, umso mehr Patienten lebten fünf Jahre nach ihrer Krebsdiagnose noch. Der Unterschied zwischen den am besten und am schlechtesten aufgestellten Stadtteilen betrug bei Prostatakrebs 14,7, bei Darmkrebs 10,8, bei Brustkrebs 8 und bei Lungenkrebs 2,5 Prozent.
Bessere Vorsorge in manchen Stadtteilen?
Die Forscher vermuten, dass dies zumindest teilweise daran liegen könnte, dass Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen in privilegierten Stadtteilen häufiger wahrgenommen werden. Die frühe Diagnose verbessert die Überlebenschancen, da die meisten Krebskrankheiten in einem frühen Stadium besser behandelbar sind. Weitere Untersuchungen sind aber erforderlich, um den Effekt weiterer Einflussfaktoren wie den Lebensstil oder Begleiterkrankungen näher zu beleuchten.
Hamburg ist mit 1,84 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Für die Studie haben die Forscher Daten von 73.106 im Hamburgischen Krebsregister erfassten Patienten mit Darm‑, Lungen-, Brust oder Prostatakrebs ausgewertet. Dabei wurden die Personen 103 Stadtteilen zugeordnet und die Überlebensrate mit dem Hamburger Sozialindex abgeglichen. In den Index gehen der Arbeitslosenquote, Anzahl der Sozialwohnungen und der Sozialhilfeempfänger, Wohnungsgröße und Haushaltseinkommen ein.
Quelle: 10.1016/j.lanepe.2021.100063