24.06.2020
Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen und unverarbeitete Milch trinken, leiden seltener unter Allergien und Asthma. Man nimmt an, dass das bäuerliche Umfeld das Immunsystem trainiert und so ein „Bauernhofschutz“ entsteht. Wissenschaftler der Medizinischen Universität Wien haben nun herausgefunden, dass ein bestimmtes Milchprotein daran entscheidend beteiligt ist.
Die Wissenschaftler haben Labor- und Tierversuche mit Beta-Laktoglobulin durchgeführt, einem Protein, das in Milch vorkommt. Es scheint eine Schlüsselrolle für den „Bauernhofschutz“ gegen Allergien innezuhaben: Wenn Beta-Laktoglobulin mit natürlichen Stoffen wie Pflanzenpigmenten aus grünem Gras beladen ist, konnte es das Immunsystem von Mäusen daran hindern, eine Allergie zu entwickeln. Wenn das Protein nicht beladen war, wirkte es dagegen wie ein Allergen, wie die Forscher im Fachblatt „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ schreiben.
Die an der Studie beteiligte Forscherin Dr. Franziska Roth-Walter erläuterte, dass das mit Naturstoffen beladene Beta-Laktoglobulin seine Bindungspartner gezielt zu den Immunabwehrzellen bringt, wodurch eine Entzündung verhindert wird. Die natürlichen Bindungspartner verhindern außerdem, dass die für eine Allergie typischen IgE-Antikörper an Beta-Laktoglobulin-Protein binden können, wodurch es von laktoseintoleranten Kindern vermutlich besser vertragen wird.
Umstände, durch die die natürlichen Bindungspartner verloren gehen, z.B. durch industrielle Milchverarbeitung oder eine schlechte Qualität des Tierfutters, können Beta-Laktoglobulin demnach in ein Allergen verwandeln. Die Forscher hoffen nun, dass diese neuen Erkenntnisse dafür genutzt werden können, über das Leben auf einem Bauernhof hinaus einen Allergieschutz zu erzeugen.
ZOU