"Die Patienten brauchen dann nur noch eine Sehhilfe für Naharbeiten und Lesen. Auf weite Entfernungen sehen sie dagegen besser als je zuvor", erklärt Professor Dr. Thomas Kohnen, Direktor der Universitätsaugenklinik in Frankfurt am Main. "Die Hornhaut des Auges hat annähernd die Oberfläche einer Kugel", erläutert der Experte. Doch bei über 40 Prozent der Menschen gleicht die Augenoberfläche mehr einem Ei. Dann spricht man von einer Hornhautverkrümmung. Es gibt kein scharfes, sondern ein verzerrtes Bild auf der Netzhaut. Oft tritt dieser Sehfehler gemeinsam mit Kurzsichtigkeit auf.
Zwei Probleme – eine Lösung
Brillengläser, aber auch Kontaktlinsen sorgen bei einer verkrümmten Hornhaut für einen scharfen Blick. Kohnen: "Schließlich stehen verschiedene operative Methoden zur Verfügung, wenn Brille oder Kontaktlinse aus verschiedenen Gründen nicht weiterhelfen. Liegt im fortgeschrittenen Alter aber ohnehin eine Operation des Grauen Stars an, dann können die Chirurgen heute die Hornhautverkrümmung gleich mitkorrigieren."
Der Graue Star trifft früher oder später fast jeden Menschen. Im Laufe der Jahre trübt sich die Linse des Auges ein. Dies lässt sich mit einer meist ambulant ausgeführten Operation behandeln. Mit Ultraschall oder einem Laser zertrümmert der Chirurg die getrübte Linse und saugt sie ab. Die natürliche Halterung der Linse bleibt erhalten. In diese setzt der Arzt in einem nächsten Schritt die künstliche Linse ein.
Winziger Schnitt
Über einen nur etwa zwei Millimeter langen Schnitt an der Hornhaut entfernt der Arzt die alte Linse und setzt die künstliche ein. Die modernen Implantate bestehen aus biegsamen Materialien. Der Chirurg setzt sie zusammengerollt ins Auge ein – deswegen genügt der winzige Schnitt. Dort entfalten sie sich automatisch. Kohnen: "Sollte der seltene Fall eintreten, dass sich die Linse in den Tagen nach der Operation doch in eine andere Position dreht, besteht die Möglichkeit zur Nachkorrektur."
Häufigste OP Deutschlands
"Mit bis zu 800.000 Fällen pro Jahr in Deutschland ist diese Operation der häufigste chirurgische Eingriff überhaupt", betont Kohnen. Vor dem Eingriff misst der Arzt das Auge aus, um eine geeignete künstliche Linse auszuwählen. Standard-Kunstlinsen ermöglichen eine hohe Sehschärfe für Objekte in einem bestimmten Abstand. Damit können die Patienten beispielsweise in die Ferne gut sehen, benötigen für Naharbeiten aber eine Lesebrille. Mehrstärkenlinsen ermöglichen scharfes Sehen ohne Brille in der Ferne, in der Nähe und auch im Zwischenbereich. "Diese Mehrstärkenlinsen sind jedoch nicht für alle Patienten geeignet", schränkt Kohnen ein.
Sogenannte torische Intraokularlinsen besitzen eine spezielle Linsenoberfläche. Sie gleicht die Hornhautverkrümmung aus. Feine Bügel am Rand der Linse sorgen dafür, dass sie ihre Position im Auge möglichst nicht mehr verändert. "Diese Stabilität ist wichtig", sagt Kohnen, "um den optischen Effekt, den Ausgleich der Hornhautverkrümmung, auf Dauer zu gewährleisten."
Peter Erik Felzer