Dr. Karen Zoufal
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05.03.2021
Jeder Fünfte leidet mindestens einmal im Leben unter quälendem Juckreiz, der über Wochen anhält und das Wohlbefinden massiv beeinträchtigen kann. Dr. Simon Müller vom Universitätsspital Basel stellte auf einer Tagung der Schweizer Dermatologen die Vorzüge einer altbewährten Methode heraus: UV-Licht.
Müller ist der Meinung, dass eine sogenannte Phototherapie als Alternative zu Medikamenten für die Behandlung von Juckreiz zu wenig zum Einsatz kommt, obwohl sie seit über einem Jahrhundert erfolgreich angewendet wird. Vor allem UVA-Strahlung wirkt der Dermatologin zufolge direkt und indirekt gegen Juckreiz:
- UV-Licht vermindert die Ausschüttung von Stoffen, die Juckreiz auslösen. Auch die Empfindlichkeit der Zellen wird verringert.
- Weiter reduziert es die Aktivität verschiedener Immunzellen und wirkt entzündungshemmend.
- Indem UV-Licht die Bildung bestimmter Wachstumsfaktoren senkt, nimmt die Nervenfaserdichte in der Haut ab, so dass weniger Reize weitergeleitet werden und der Juckreiz abnimmt.
- Verschiedene Botenstoffe, deren Wirkung bei Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis durch Medikamente herabgesetzt wird, werden auch durch UV-Licht gehemmt.
Dass dies nicht nur in der Theorie der Fall ist, konnte Müller durch die erfolgreiche Behandlung von über einhundert Patienten mit verschiedenen Hauterkrankungen belegen. Bei Menschen mit Neurodermitis verringerte sich der Juckreiz binnen vier Wochen um 46 Prozent. Unter 143 Patienten, die medikamentös mit dem Biologikum Nemolizumab behandelt wurden, nahm der Juckreiz innerhalb von vier Wochen um 43 Prozent ab – also etwa in gleichem Maße, aber deutlich langsamer und zu weitaus höheren Kosten.
Quelle: 10.1056/NEJMoa1917006