20.02.2012
Nicht alle Altersgruppen vertragen Medikamente gleichermaßen gut. Ein Forschungszweig beschäftigt sich mit Wirkstoffen für Senioren. Dazu gibt es seit dem Jahr 2010 in Deutschland die sogenannte PRISCUS-Liste. In ihr sind Wirkstoffe verzeichnet, die sich für ältere Menschen weniger gut eignen, da zum Beispiel die Nieren- oder Leberfunktion nachgelassen haben. Außerdem enthält sie möglicherweise besser verträgliche Alternativen. Wohlgemerkt: Es handelt sich nicht um Arzneimittel, die Senioren absolut nicht verwenden sollten. Nutzen und mögliche Risiken sollten jedoch besonders sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Genau hier besteht Verbesserungsbedarf. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) der Universität Bremen. Mehr als ein Viertel der über 65-jährigen Patienten, deren Daten ausgewertet worden waren, erhielt demnach ein oder mehrere solcher Arzneimittel.
Das Ergebnis beruht auf Daten von drei gesetzlichen Krankenkassen aus dem Jahr 2007 – also drei Jahre vor Erscheinen der PRISCUS-Liste. Ausgewertet wurden Verordnungsdaten von 804.400 Patienten, die älter als 65 Jahre waren. Über 200.000 von ihnen erhielten mindestens ein auf der PRISCUS-Liste verzeichnetes Arzneimittel. Die Wahrscheinlichkeit, ein solches Arzneimittel vorordnet zu bekommen, war für Frauen mit einem Drittel deutlich höher als für Männer (knapp ein Viertel) und stieg außerdem mit dem Alter der Patienten an. Insgesamt erhielt fast jeder zehnte Patient vier oder mehr möglicherweise ungeeignete Medikamente – Selbstmedikation nicht eingeschlossen. Weitere Studien sind notwendig. Die Untersuchungsergebnisse sollen dazu beitragen, geeignete Behandlungsleitlinien speziell für Senioren zu erarbeiten.
MP