Wenn wir Angst haben, spüren wir das im ganzen Körper: Herzschlag und Atmung werden schneller, wir spannen unwillkürlich unsere Muskeln an, das Seh-, Hör und Reaktionsvermögen erhöht sich und wir zittern oder fangen an zu schwitzen. In Situationen, in denen Gefahr droht, ist dieses Gefühl ganz normal – Angst ist ein Urinstinkt des Menschen, der unser Überleben gesichert hat.
Das Maß ist entscheidend
Doch nicht immer ist Angst tatsächlich begründet, und was bedrohlich ist, empfindet jeder anders. So haben manche Menschen Angst, vor einem großen Publikum zu sprechen, den Job zu verlieren oder krank zu werden, andere ängstigen sich vor Dunkelheit, Spinnen oder Höhe. Auch solche Angstgefühle gelten als normal, solange sie nicht übertrieben sind oder die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Wenn Angst krank macht
Von einer Angststörung sprechen Ärzte, wenn die Betroffenen so unter ihren Emotionen leiden, dass sie sich immer mehr zurückziehen und sich vor lauter Angst sehr stark einschränken, zum Beispiel allein das Haus nicht mehr verlassen. Es gibt verschiedene Formen von Angststörungen:
Phobie: Unter diesen Begriff fallen unangemessene und starke Ängste vor ganz bestimmten Dingen oder Situationen: zum Beispiel Flugangst, Höhenangst oder die Angst vor Spinnen. Manche Menschen haben auch krankhafte Angst vor großen Menschenansammlungen oder vor sozialen Kontakten, zum Beispiel vor dem Treffen fremder Personen, oder davor, einen Anruf zu tätigen.
Panikstörung: Dieses Krankheitsbild macht sich durch wiederkehrende Panikattacken bemerkbar, die die Betroffenen häufig aus heiterem Himmel überkommen. Eine Panikattacke geht mit starken körperlichen Beschwerden einher, zum Beispiel Schweißausbrüche, Herzrasen, Atemnot, Schwindel oder Ohnmacht. Viele Betroffene sind überzeugt, dass eine körperliche Ursache hinter den Symptomen steckt, sie geraten mitunter in Todesangst und rufen den Rettungsdienst. In der Regel dauert eine Panikattacke etwa 10 bis 30 Minuten an. Treten solche Episoden intensiver Panik öfter auf, leben die Betroffenen häufig mit der ständigen Sorge vor der nächsten plötzlichen Panikattacke.
Generalisierte Angststörung: Bei dieser Form leiden die Patienten bereits seit vielen Monaten oder sogar Jahren unter einer ständigen Angst und Anspannung, die das Denken und Handeln bestimmt und sich nicht mehr kontrollieren lässt. Die Sorgen beziehen sich dabei auf ganz alltägliche Bereiche des Lebens, zum Beispiel die Familie, den Beruf, die eigene Gesundheit oder Finanzen. Die Angst ist dabei ständig präsent und kann so quälend sein, dass sie zu Depressionen oder Schlafstörungen führen kann.
Angst wegatmen
Eine Angststörung lässt sich in der Regel gut behandeln. Belegt ist die Wirkung der kognitiven Verhaltenstherapie: Dabei soll sich der Patient seiner Gedanken, Überzeugungen und Bewertungen, letztlich also seiner Ängste, bewusst werden und sich ihnen stellen. Dabei macht er meist die Erfahrung, dass die befürchteten negativen Ereignisse nicht eintreten und die Ängste nachlassen.
Bei einer Angststörung besteht ein Teil der Therapie auch häufig darin, beruhigende Verhaltensweisen zu erlernen, zum Beispiel spezielle Atemtechniken. Wer sich ganz bewusst auf tiefes Ein- und Ausatmen konzentriert, wird von der Angst abgelenkt. Das hilft, sich nicht in die Angst hineinzusteigern.
Natascha Koch